Seit drei Monaten
US-Spital hat Angst vor Abtreibungsgesetz – und hält Hirntote am Leben

In den USA sorgt der Fall einer 30-jährigen, hirntoten Schwangeren für Aufsehen. Aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen hält ein Spital im Bundesstaat Georgia die Frau seit drei Monaten künstlich am Leben.
Publiziert: 15:17 Uhr
|
Aktualisiert: 15:23 Uhr
1/4
Adriana Smith wird künstlich am Leben gehalten, da sie zum Zeitpunkt ihres Hirntods einen Fötus mit einem Herzschlag in sich hatte. Der Spital hält sie am Leben – aus Angst rechtlich gegen das Gesetz in Georgia zu verstossen.
Foto: WXIA

Darum gehts

  • Hirntote Schwangere in den USA wird künstlich am Leben erhalten
  • Spital fürchtet Verstoss gegen Abtreibungsgesetz in Georgia
  • Frau in 21. Schwangerschaftswoche, Ausgang der Schwangerschaft ungewiss
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Natascha_Ruggli_Praktikantin News-Desk_Ringier_1-Bearbeitet.jpg
Natascha RuggliRedaktorin News Desk

Es ist ein Fall, in dem rechtliche und ethische Grenzen erreicht werden. Eine schwangere Frau aus dem US-Bundesstaat Georgia musste wegen eines Blutgerinnsels notfallmässig behandelt werden. Die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun, sie wurde klinisch für hirntot erklärt. Doch sie wird weiter am Leben gehalten. Der Grund: Das Spital hat wegen des ungeborenen Kindes Angst, gegen das Abtreibungsgesetz zu verstossen.

Der Fall der 30-jährigen Adriana Smith beherrscht die US-Medien. Seit 2022 ist das nationale Abtreibungsrecht Geschichte. Seitdem werden Schwangerschaftsabbrüche in jedem US-Bundesstaat unterschiedlich abgehandelt. In Georgia ist die Situation streng: Frauen dürfen nach der sechsten Schwangerschaftswoche nicht mehr legal abtreiben. Dabei steht der Herzschlag des Fötus im Mittelpunkt. Sobald dieser messbar ist, darf nicht mehr abgetrieben werden.

Mit Kopfschmerzen ins Spital

Die Tragödie um Smith begann im Februar 2025. Die Krankenpflegerin ging mit starken Kopfschmerzen ins Spital und wurde dort mit Medikamenten versorgt. Doch ihr Zustand verbesserte sich nicht. Im Gegenteil: Am nächsten Tag wurde die 30-Jährige erneut notfallmässig ins Spital eingeliefert. Die Diagnose: Blutgerinnsel im Kopf. Leider konnten die Ärzte die junge Frau nicht mehr retten. Sie wurde für hirntot erklärt.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich Smith in der neunten Schwangerschaftswoche. Der Fötus hatte einen Herzschlag. Weil das Spital fürchtet, gegen das Abtreibungsgesetz zu verstossen, wird Smith seit drei Monaten künstlich am Leben gehalten, wie der Lokalsender WXIA-TV berichtet. Normalerweise dürfen Angehörige in dieser Sache entscheiden – nicht aber in diesem Fall. «Diese Entscheidung hätte uns überlassen werden sollen», sagt Smiths Mutter April Newkirk gegenüber dem Sender. «Ich sage nicht, dass wir uns für einen Abbruch ihrer Schwangerschaft entschieden hätten. Ich sage nur: Wir hätten die Wahl haben sollen».

Haben die Ärzte das Gesetz «falsch interpretiert»?

Die junge Frau ist mittlerweile in der 21. Schwangerschaftswoche angekommen. Ob es überhaupt zur Geburt des Kindes kommen wird, ist weiterhin unklar. Wie Smiths Mutter weiter erzählt, wissen die Ärzte nicht, ob die Schwangerschaft komplikationslos bleiben wird.

Die Nachrichtenagentur AFP fragte beim Konzern des Spitals an, bekam jedoch keine Stellungnahme. Allerdings äusserte sich die Professorin Katie Watson von der Northwestern University, die sich auf Ethik und Reproduktionsmedizin fokussiert. Laut Watson habe das Spital das Abtreibungsrecht «falsch interpretiert». Das Gesetz verbiete nicht, «einer hirntoten Person das Beatmungsgerät abzustellen, selbst wenn die Person zum Zeitpunkt ihres Todes schwanger ist». Man könne das Gesetz nicht auf Smith anwenden, so die Meinung der Expertin.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?