Wie dekadent kann der Mensch nur sein? In mehreren Dörfern der zentralspanischen Provinz Guadalajara blasen die Bewohner einmal im Jahr zur motorisierten Jagd auf Stiere. Zu Dutzenden setzen sich die Spanier in Autos, auf Töffs, Squads und Traktoren. Sie bewaffnen sich mit Stangen, Stöcken, Steinen und Regenschirmen. Oft sind sie betrunken.
Auf Kommando drücken die Stierhetzer die Kupplungen durch und geben Gas. Die Jagd ist eröffnet! Mit ihren Fahrzeugen treiben sie den verängstigten Bullen übers Feld, kreisen ihn ein, werfen Steine und dreschen auf ihn ein. Der Stier stösst verzweifelt mit seinen Hörnern gegen die geschützten Karosserien. Er hat keine Chance. Wenn er zusammenbricht, bringen ihn die Treiber mit Stromstössen wieder auf die Beine. Das Spiel beginnt von vorne.
Die Tortur dauert bis zu drei Stunden. Am Schluss wird dem völlig erschöpften und schwer verletzen Tier der Gnadenschuss gegeben. Die Meute jubelt.
Solche Stierhatzen beobachtet die spanische Tierschutzpartei Partido Animalista schon seit etwa 15 Jahren. Jährlich gibt es rund hundert, sie finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Die Tierschützer rufen nun zum Kampf gegen die brutalen Stier-Rallys auf und fordern ein Eingreifen der Behörden. Die Partido Animalista hat auf ihrer Homepage www.pacma.es Fotos und ein Video veröffentlicht, welche die abartige Hatz zeigt. Dagegen erscheint einem ein Stierkampf in der Arena schon fast harmlos.