Sowjet-Held Stanislaw Petrow mit 77 verstorben
Er verhinderte den dritten Weltkrieg

Vor 34 Jahren hatte der Ex-Sowjet-Offizier Stanislaw Petrow den Finger schon auf dem roten Knopf – doch er behielt einen kühlen Kopf und verhinderte so einen Atomkrieg. Nun ist der Held gestorben.
Publiziert: 19.09.2017 um 17:11 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:10 Uhr
Stanislaw Petrov wurde für seine Zurückhaltung im Kalten Krieg neben dem deutschen Medienpreis auch der Friedenspreis überreicht.
Foto: Uli Deck

Der Ex-Sowjet-Offizier Stanislaw Petrow verhinderte in der Nacht vom 25. auf den 26. September 1983 möglicherweise den Beginn eines neuen Weltkriegs. Nun ist er im Alter von 77 Jahren gestorben. Wie Petrows Sohn Dimitri am Dienstag sagte, starb der Ex-Offizier bereits am 19. Mai in seiner Wohnung in Frijasino, 20 Kilometer nordöstlich von Moskau.

Er wollte keinen Atomkrieg beginnen

In jener Nacht vor 34 Jahren war Petrow der diensthabende Verantwortliche in einem Luftüberwachungszentrum nahe Moskau, als der Computer den Abschuss von fünf US-Raketen Richtung Sowjetunion anzeigte. Er meldete seinen Vorgesetzten damals einen Fehlalarm. «Ich wollte nicht schuld sein am dritten Weltkrieg», sagte er zur Begründung.

Stanislaw Petrow in einer Aufnahem von 2015.
Foto: AP Photo/Pavel Golovkin

Petrows einsame Entscheidung wurde erst nach dem Untergang der Sowjetunion mit zehnjähriger Verspätung von der Wochenzeitschrift «Sowertschenno Sekretno», was übersetzt «Höchste Geheimstufe» bedeutet, publik gemacht. Als die Zeitschrift «Kommersant Wlast» die Geschichte 1998 nochmals aufgriff, sorgte sie im Westen für Furore.

2013 wurde Petrow dann in der Semperoper mit dem Dresdner Friedenspreis ausgezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt wurde er schon längst als «Held, der die Welt rettete» gefeiert.

«Lediglich die Arbeit gut gemacht»

Sein Vater habe die damalige Entscheidung auch zu Hause verheimlicht, sagte Dimitri Petrow. «Er kam völlig erschöpft nach Hause, hat uns aber nichts erzählt.» Einige Monate später wurde Stanislaw Petrow in der Sowjetunion ohne nähere Begründung für «Verdienste um das Vaterland in den Streitkräften» ausgezeichnet.

Für die nachträgliche Verehrung im Ausland zeigte der ehemalige Sowjet-Offizier kein sonderliches Verständnis. Nach den Schilderungen seines Sohnes blieb er bei der Überzeugung, er habe «lediglich seine Arbeit gut gemacht».

Der Fehlalarm von 1983 kam nach den Untersuchungen sowjetischer Spezialisten zustande, weil Reflexionen von Sonnenstrahlen in Wolken von den Frühwarnsystemen als Energieentladungen beim Raketenstart eingestuft worden waren. Petrow selbst glaubte an einen Fehlalarm, weil nach seiner Einschätzung nicht nur fünf Raketen an einem US-Angriff beteiligt gewesen wären – sondern hundert. (SDA)

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