Sony-Hack vom irren Kim?
«Solche Cyber-Angriffe gibts in der Schweiz täglich»

Sicherheitsexperten bezweifeln, dass das Regime in Nordkorea hinter dem Sony-Hack steht.
Publiziert: 21.12.2014 um 17:42 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:06 Uhr
Sicherheitsexperten bezweifeln, dass das Regime in Nordkorea hinter dem Sony-Hack steht.
Foto: Keystone
Von Deborah Lacourrège

Ein selbstverliebter Diktator, Geheimdienste, ein Milliardenkonzern und ein ominöser Hackerangriff: Was sich derzeit in den USA abspielt, würde eine exzellente Vorlage für einen Spionagefilm abgeben. Dabei geht es genau um einen solchen: Auslöser der Aufregung ist die Komödie «The Interview». Darin sollen zwei Journalisten im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un (32) ermorden.

Seinen Anfang nahm der reale Spionagethriller Ende November. Bei einer Cyberattacke auf den amerikanischen Unterhaltungskonzern Sony erbeutete die Hackergruppe Guardians of Peace  vertrauliche E-Mails und Firmenunterlagen. Die Gruppe drohte mit Terroranschlägen, falls Sony «The Interview» veröffentlichen sollte. Daraufhin sagten diverse Kinoketten Sony ab. Der Konzern entschied sich, die Spionagekomödie aus dem Programm zu nehmen. Filmstart wäre an Weihnachten gewesen.

Die Hacker veröffentlichten dennoch diverse private E-Mails aus dem Hause Sony. Daraus ging hervor, wer der nächste James Bond werden solle. Zudem lästerten die Sony-Bosse in den Mails über Stars wie Schauspielerin Angelina Jolie.

Am Freitag machte das FBI Nordkorea offiziell für die Hackerattacke verantwortlich. Es gebe genügend Hinweise, die dies bestätigten. So sei die gleiche IP-Adresse verwendet worden wie bei einer Cyberattacke der Nordkoreaner auf eine südkoreanische Bank im März 2013.

Sicherheitsexperten bezweifeln jedoch, dass das Regime von Kim Jong Un hinter der Attacke steckt. «Der Hack war wahnsinnig simpel», sagt der Schweizer Guido Rudolphi (53). «Das könnte jedes Kind gewesen sein.» Das nordkoreanische Regime würde nach Ansicht von Rudolphi geschickter vorgehen –und sich nicht so «dumm anstellen».

Er sieht dennoch einen Link in das abgeschottete Regime: Dort gebe es viele ungesicherte Computer. Für Hacker sei es ein Leichtes, sich Zugang zu einem solchen Gerät zu verschaffen und mit einer entsprechenden IP-Adresse eine nordkoreanische Attacke zu suggerieren.

Die Attacke zeige vielmehr, wie fahrlässig Sony mit den Sicherheitsvorkehrungen umgehe: «Da hat eine zuständige Person den falschen E-Mail-Anhang geöffnet –und schon hatten die Hacker Zugang zum Computer.»

Cyberattacken wie der Sony-Hack seien aber keine Seltenheit: «So etwas passiert jeden Tag – auch hier in der Schweiz.» Rudolphi weiss von millionenschweren Konzernen, die mit der genau gleichen Vorgehensweise gehackt wurden. Namen will er allerdings keine nennen.

Mittlerweile hat sich auch US-Präsident Barack Obama (53) in die Affäre eingeschaltet. Er kritisierte Sony scharf: «Wir können nicht in einer Gesellschaft leben, in der irgendein Diktator irgendwo anfängt, in den USA Zensur auszuüben.»

Nordkorea lobte die Attacke, stritt aber vehement ab, dafür verantwortlich zu sein. Pjöngjang forderte die US-Behörden zur Zusammenarbeit auf. Nordkorea könne seine Unschuld beweisen.

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