Darum gehts
- Australien verbietet Social Media für unter 16-Jährige
- Gesetz soll Jugendliche vor Cybermobbing und psychischen Problemen schützen
- Premierminister verliert auf Tiktok Tausende Follower
Seit Mittwoch ist in Australien das Gesetz in Kraft, das die Nutzung von Social Media für unter 16-Jährige verbietet. Auslöser für die Debatte und den endgültigen Entscheid sind vor allem Fälle von Jugendlichen, die sich nach Cybermobbing, sexueller Erpressung oder anderer Gewalt im Cyberspace das Leben nahmen. Eltern und Angehörige machten vermehrt Druck auf die Politik, Social-Media-Plattformen stärker zu begrenzen.
Australiens Premierminister Anthony Albanese (62) ruft in öffentlichen Botschaften immer wieder dazu auf, Sport, Musik oder das Lesen wiederzuentdecken und «einfach Kinder zu sein». Viele der jungen Erwachsenen sehen das Verbot nicht ein und reagieren mit einer Mischung aus Trauer und Wut, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt.
«Warte nur....»
Auf Albaneses Tiktok-Account kommentierte zum Beispiel jemand: «Warte nur, bis wir wählen dürfen.» Sein Account hat seit Dienstag bereits 6000 Follower eingebüsst. Es stören sich aber nicht alle an dem Verbot. «Ehrlich gesagt, ist das Social-Media-Verbot wahrscheinlich das Beste für uns», sagte ein Tiktok-Nutzer. «Wir sitzen nur stundenlang vor dem Bildschirm.»
Kritikerinnen und Kritiker, darunter auch Internetwissenschaftlerin Tama Leaver, halten das Gesetz für politisch überhöht und warnen, Cybermobbing sei ein breiteres soziales Problem, das nicht mit dem Blockieren einiger grosser Plattformen verschwinde.
Sie verweisen auf Risiken für Privatsphäre und Meinungsfreiheit, die Gefahr neuer Überwachungsinfrastrukturen und darauf, dass Täter auf kleinere, schlechter regulierte Dienste ausweichen könnten, während vulnerable Jugendliche wichtige Online-Selbsthilfe- und Peer-Netzwerke verlieren.
Depression und Angstzustände durch Social Media
Über die Auswirkungen von Social-Media auf die jungen Leute gibt es bereits zahlreiche Studien. In einer Zusammenfassung auf der Webseite der «National Library of Medicine» steht, dass die Mehrheit der Studien «die Nutzung sozialer Medien mit negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit in Verbindung, insbesondere mit Depressionen und Angstzuständen» in Verbindung brachten. Einige hoben aber auch die positiven Aspekte hervor. Dazu zählen zum Beispiel eine verbesserte soziale Unterstützung und eine verringerte Isolation.
Für Eltern wie Wayne Holdsworth, dessen 17-jähriger Sohn nach sexueller Erpressung über Social Media Suizid beging, ist klar, dass das Verbot unterstützt werden muss. Er warnt, dass Kinder online Gefahren ausgesetzt werden, vor denen sie nicht ausreichend gewarnt oder geschützt wurden.
Für die Teenies bleibt es dennoch ein Verlust. Viele blieben am Dienstag bis Mitternacht online, um ein letztes Mal ihre Lieblingsreels zu sehen und selber Posts abzusetzen. Zum Beispiel Clips von herunterzählenden Uhren, mit Adeles Song «Skyfall» als Hintergrundmusik und dem Text: «This is the end».