Vulkanausbruch in Neuseeland überrascht Touristen
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Über 20 Tote befürchtet:Vulkanausbruch in Neuseeland überrascht Touristen

So kämpfen Ärzte um das Leben der Verletzten
Vulkan-Opfer kriegen Haut von Leichen transplantiert

Eine Woche nach dem Vulkanausbruch auf der neuseeländische White Island (Neuseeland) kämpfen Dutzende Verletzte um ihr Leben. Viele von ihnen liegen noch im Koma.
Publiziert: 17.12.2019 um 13:27 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2020 um 12:32 Uhr
Was hier spektakulär aussieht, war für viele Menschen fatal. Am 9. Dezember brach der Vulkan Whakaari in Neuseeland aus und tötete mindestens 16 Personen.
Foto: Twitter
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Fabian Vogt

Jesse Langford (19) liegt im Koma. Der Ausbruch des Vulkans Whakaari hat rund 80 Prozent seiner Haut verbrannt. Sollte der australische Teenager je wieder aufwachen, müsste er erfahren, dass seine restliche Familie gestorben ist.

Kristine (45) und Anthony Langford (51) starben durch den Vulkanausbruch auf White Island (Neuseeland). Jesses Schwester Winona (17) wird nach wie vor vermisst. Hoffnung gibt es für sie schon länger keine mehr.

«Viele Verletzte noch nicht aufgewacht»

Hoffnung. Es ist ein Wort, das in Neuseeland und Australien derzeit oft benutzt wird. 47 Menschen waren beim Ausbruch auf der Insel. 18 von ihnen starben. Dutzende kämpfen nach wie vor um ihr Leben. Einigen geht es wie Jesse Langford. Sie wissen nicht einmal, was mit ihnen passiert ist. «Viele der Verletzten sind noch nicht aufgewacht», sagt die Chirurgin Michelle Locke zu Radio New Zealand.

14 Verletzte werden in Neuseeland behandelt, 13 in australische Spitäler geflogen. Locke schiebt mit ihrem Team in Neuseeland täglich Überstunden, um so viele Leben zu retten wie möglich. Es ist Arbeit unter erschwerten Bedingungen. «Normalerweise entfernen wir zuerst das verbrannte Hautgewebe und transplantieren gesunde Haut des Patienten auf die Stelle.» Bei den Vulkan-Opfern sei dies aber nur selten möglich: «Die Patienten haben teilweise zu wenig unverbrannte Haut übrig».

Hautfetzen aus Australien und den USA

Deshalb wurden seit dem Ausbruch für mehrere Millionen Dollar Hautfetzen aus Australien und den USA von bereits verstorbenen Personen eingeflogen, erklärt Locke. «Die Leichen-Haut ist nur temporär. Weil es nicht die eigene Haut ist, kann man die nicht ewig drauf lassen.» Man würde die Haut wie einen «biologischen Verband» nutzen und rund zwei Wochen drauf lassen.

18 Menschen konnten die Ärzte nicht mehr helfen. Nebst den Langfords sind vor allem Australier unter den Toten. Sie alle waren auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs, der Vulkanbesuch sollte das grosse Highlight werden.

Das Schlimmste war die Hitze

Doch der Ausbruch kam so rasch und unerwartet, dass er Behörden und Touristen überraschte. Das Schlimmste war die Hitze. Siedend heisse Asche und Dampf wurden beim Vulkanausbruch vor einer Woche in die Luft geschleudert, sie bedeckten Land und Mensch. Wer zu nahe am Krater stand, hatte keine Chance. Wer noch rennen konnte, rannte ins Meer. Bei vielen kam der Sprung ins Wasser zu spät.

Krystal Browitt (†21) wollte mit ihrer Familie ihren Geburtstag feiern. Sie erlag ihren Verletzungen. Ihr Vater Paul und Schwester Stephanie liegen mit schweren Verbrennungen im Spital. Die Mutter überlebte den Horror, weil sie auf einem Kreuzfahrtschiff blieb.

Ganze Familie ausgelöscht

Auch für Karla Mathews (†32) und Richard Elzer (†32) aus New South Wales (Australien) kam jede Hilfe zu spät. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Jason Griffiths (†33) wollten sie den Vulkan erkunden und kamen dabei um.

Tragisch auch das Schicksal der Hollanders: Eine ganze Familie wurde durch den Vulkan ausgelöscht. Vater Martin Berend Hollander (†48), seine Frau Barbara (†49) und die beiden Kinder Matthew (†13) und Berend Hollander (†16).

Der Whakaari ist erbarmungslos. Auch eine Woche nach dem Ausbruch speit er noch 200 Grad heissen Dampf in den Himmel.

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