Wer träumt nicht davon, der eigenen Beerdigung beizuwohnen? Zu erfahren, wer weint, wer tratscht und wer gar nicht kommt. Diese letzten Fragen kann zwar auch das Hyowon Healing Centre in Seoul (Südkorea) nicht beantworten, doch die eigene Beerdigung will es simulieren. Rund 25'000 Menschen besuchten das Center seit seiner Eröffnung im Jahr 2012. Der Eintritt ist gratis.
Nach einer Instruktion und einem Video werden die Besucher in einen gedimmten Saal geführt, wo sie sich hinsetzen und ihr Testament schreiben. Danach ziehen sie sich Leichentücher an und legen sich in einen Sarg. Das Licht wird gelöscht. Ein Angestellter nagelt die Särge zu – dann befinden sich die Besucher in einer anderen Welt. «Nicht ein einziger Lichtstrahl kam zu mir rein», schreibt ein Teilnehmer in einem Blogeintrag. «Wie ich geweint habe, in diesem dunklen, die Luft abschnürenden Sarg».
Nur wenige bleiben unberührt
Zehn Minuten dauert die Prozedur, für manche dürfte es sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Wenn die Teilnehmer aus den Särgen steigen, sind viele von ihnen aufgewühlt, berichten verschiedene Beobachter. Manche weinen, manche lachen. Nur wenige bleiben unberührt.
So unterschiedlich die Emotionen, so unterschiedlich die Beweggründe, welche die Leute nach Seoul führt. Manche haben eine tödliche Krankheit und wollen sich auf ihr Ende vorbereiten. Andere möchten Suizidgedanken loswerden, berichtet die «New York Times». «Solche Leute konnte ich schon von ihren Plänen abbringen», sagt Hyowon-Direktor Jeong Yong-mun in einem Gespräch mit «Reuters».
«Vom alten Ich befreit»
Seinen Kunden sagt er am Ende der rund 150 Minuten dauernden Prozession: «Jetzt habt ihr euch von eurem alten Ich befreit. Ihr seid Neugeboren und habt einen neuen Start erhalten.»
Jeong hofft, dass sein Center den Kunden hilft, das Leben zu geniessen und sich mit Freunden und Familien zu versöhnen. «Wir leben nicht ewig», sagt er zu «Reuters». «Darum denke ich, dass diese Erfahrung so wichtig ist. Wir können uns entschuldigen, uns versöhnen und den Rest unseres Lebens glücklich sein.» (vof)
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net