Sie stehen lässig, etwas zur Seite gedreht, und blicken cool in die Kamera. Die Rede ist nicht etwa von gewöhnlichen Instagram-Posern, sondern von zwei Gorillas. Ein Wildhüter, der ebenfalls auf dem Selfie zu sehen ist, zückte genau im richtigen Moment das Handy. Jetzt erzählt Mathieu Shamavu, wie es zu diesem mittlerweile berühmten Schnappschuss kam.
Der Mann, der die Weibchen Ndakazi und Ndeze seit zwölf Jahren im Virunga Nationalpark im Kongo pflegt, befand sich mit den Affen und seinem Kollegen Patrick auf einem Spaziergang. «Wir lassen sie frei herumlaufen, deswegen sind sie entspannt. Sie waren neugierig, was passiert, und haben sich aufgestellt. In dem Moment habe ich mein Telefon herausgeholt, weil diese Angelegenheit aussergewöhnlich war», so der Wildhüter zu «Reuters». Als Ndakazi und Ndeze das Telefon sahen, richtete sich ihre Aufmerksamkeit komplett auf das kleine Gerät.
«Sie machen uns alles nach»
Die Affen würden im normalen Leben höchstens ein bis zwei Meter weit auf ihren Hinterbeinen laufen können – seien aber mittlerweile auch Menschen gewöhnt. «Sie machen uns alles nach», weiss Shamavu. Auch der Direktor des Parks, Innocent Mburanumwe, bestätigt, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass die Affen das Verhalten der Ranger kopieren. «Für die Gorillas sind die Ranger ihre Eltern», so Mburanumwe. «Auf zwei Beinen zu stehen, ist ihre Art, menschlich zu sein.»
2007 kamen Ndakazi und Ndeze in den Nationalpark, nachdem ihre Eltern Wilderern zum Opfern fielen. Die Jungtiere waren damals vier Monate und zwei Jahre alt.
«Wir sind immer zusammen, wir füttern sie, wir laufen mit ihnen, wir begleiten sie in ihrer natürlichen Umgebung, wir sind für ihre Sicherheit verantwortlich. Deshalb sind diese Gorillas an uns, ihre Wächter gewöhnt. Niemand sonst, keine Journalisten und keine Besucher, hätte dieses Foto machen können», sagt Shamavu zu seinem Sensations-Schnappschuss.
Gorillas und Wildhüter bedroht
Im Nationalpark lebt mehr als die Hälfte der gesamten Population der Berggorillas. Dort soll diese gefährdete Art vor Wilderern und Milizen geschützt werden. Doch nicht nur die Affen leben gefährlich, auch ihre Hüter.
Letztes Jahr musste der Nationalpark geschlossen werden, nachdem Bewaffnete mehrere Touristen entführt und eine Wildhüterin, die sie verteidigen wollte, getötet haben (BLICK berichtete). Im Februar 2019 wurde Virunga wiedereröffnet, aber schon einen Monat später hatten Milizsoldaten wieder einen Ranger getötet.
Um die Sicherheitsmassnahmen zu verschärfen, ist der Nationalpark auf Spenden angewiesen. Das Management hofft nun dank des viralen Selfies, die Menschen weltweit dazu anzuregen, einen Beitrag zur Arbeit für die Erhaltung der Berggorillas und ihres natürlichen Lebensraumes zu leisten. (man)