John Hollis (54) hat ganz besonderes Blut – nur wusste er das bis vor kurzem nicht. Im letzten Frühling infiziert sich sein Mitbewohner mit dem Coronavirus, liegt schwer krank in seinem Zimmer. Und Hollis glaubt: Jetzt holt das Coronavirus auch ihn, er macht sich auf alles gefasst.
Rings um ihn herum beginnt das Sterben, und so verschanzt sich der US-Amerikaner in seinem Schlafzimmer, verfasst sogar einen Brief an seinen Sohn im Teenager-Alter, einen Abschiedsbrief, damit der noch was hat von ihm. «Falls es ganz schnell bergab gegangen wäre», sagt Hollis zu NBC News. Doch die Tage verstreichen, nach einem Monat hat der Mitbewohner das Schlimmste überstanden. Und Hollis bleibt gesund, hat nur einen leichten Schnupfen. Hat ihn das Virus verschont?
«Ermöglicht uns neue Wege zur Bekämpfung von Covid»
Im Gegenteil: Hollis war bereits infiziert, hat unwissentlich seinen Mitbewohner angesteckt. Doch ihm selbst kann das Virus nichts anhaben. Sein Blut ist zu stark, er hat Super-Antikörper entwickelt. Entdeckt wird das im Rahmen einer klinischen Studie der George-Mason-Universität in Fairfax im US-Bundesstaat Virginia. Der Arzt Lance Liotta führte diese durch und untersucht das Blut von Hollis.
Corona kann, so scheint es, Hollis nichts anhaben. Sein Blut ist mit Antikörpern angereichert, die derart stark sind, dass das Blut noch 10'000-fach verdünnt das Virus neutralisieren kann. Liotta ist begeistert: «Durch John haben wir völlig neue wissenschaftliche Möglichkeiten. Das Lernen über seine Antikörper ermöglicht uns neue Wege zur Bekämpfung von Covid.»
Antikörper zeigen gegen sechs Corona-Varianten Wirkung
Liotta und sein Team versuchen nun laut NBC News, die Antikörper von Hollis besser zu verstehen, um die dereinst in Massenproduktion herzustellen. Alle zwei Wochen gibt dieser nun Proben von seinem Blut und seinem Speichel ab, damit der Verlauf untersucht werden kann.
Und Studienleiter Liotta sagt, dass die Super-Antikörper von Hollis nicht nur beständig bleiben, sondern sich in Tests auch effektiv in der Bekämpfung von sechs verschiedenen Corona-Varianten erwiesen hätten. Das ist ein Unterschied zu den anderen sieben Super-Antikörper-Proben, die das Team um Liotta in der gleichen Studie bei anderen Teilnehmern feststellte: Diese verschwanden nach zwei bis drei Monaten aus deren Körper. Bei Hollis hingegen waren sie auch noch neun Monate nach seiner Ansteckung nachweisbar. (neo)