Sie tötete ihren Vergewaltiger
Valérie Bacot verurteilt – und doch in Freiheit

Der Fall der Französin Valérie Bacot (40) bewegte die Bevölkerung über die Landesgrenzen hinaus. Am Freitagabend fiel das Urteil: Für die Tötung ihres Peinigers hat die Frau eine Haftstrafe von vier Jahren bekommen, davon drei Jahre auf Bewährung.
Publiziert: 26.06.2021 um 13:16 Uhr
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Das Urteil für Valérie Bacot (40) ist am Freitagabend gefallen.
Foto: AFP

Die 40-jährige Französin Valérie Bacot ging über Jahrzehnte durch die Hölle: Im Alter von erst zwölf Jahren wird die Frau zum ersten Mal von ihrem Stiefvater Daniel Polette (†61) vergewaltigt. Später nimmt ihr Peiniger sie zur Frau – gegen Bacots Willen. Doch damit nicht genug: Polette zeugt mit seiner ehemaligen Stieftochter vier Kinder und zwingt die junge Frau zur Prostitution.

Aus Angst, dass sich ihr Peiniger auch an der ältesten Tochter vergreifen könnte, beschliesst die traumatisierte Bacot, dem Albtraum ein Ende zu setzen und tötet Polette mit einem Genickschuss.

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Nicht nur Verteidigung fordert Freispruch

Der Fall sorgte in Frankreich für Aufsehen. In einer Internet-Petition forderten weit über 700'000 Menschen die Freiheit für die Frau, die so lange gequält wurde. Während die Staatsanwaltschaft auf eine Haftstrafe von fünf Jahren, davon vier auf Bewährung, plädierte, forderte die Verteidigung den Freispruch.

Am Freitagabend fiel das endgültige Urteil: Valérie Bacot bekam eine Haftstrafe von vier Jahren, von denen drei Jahre auf Bewährung ausgesetzt sind. Da sie bereits ein Jahr in Untersuchungshaft verbracht hat, muss die Mutter von vier Kindern nicht ins Gefängnis zurückkehren, so die Nachrichtenagentur AFP.

Angeklagte erleidet während Verhandlung einen Schwächeanfall

«Dieser Prozess ist ein grosser Schritt für mich, um vielleicht ein Kapitel zu beenden und eine schwierige Situation zu überstehen», sagte Bacot laut Nachrichtensender BFMTV am Tag der Verhandlung. Die Angeklagte habe einen Schwächeanfall erlitten, als der Staatsanwalt sein Plädoyer vorgetragen habe, so der Sender.

Ihren Leidensweg beschrieb die Französin im kürzlich erschienenen Buch «Tout le monde savait» (auf Deutsch übersetzt: «Alle wussten es»). (SDA/une)

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