Es gibt fünf Sargklubs in Neuseeland, einen davon in Hawke's Bay. Warum Mitglied werden? Um dem Tod entweder eine lange Nase zu machen, eine Beschäftigung gegen Einsamkeit zu finden oder eben Bestattungskosten zu sparen. Oder alles zusammen.
Leute bemalen und verzieren im «Coffin Club» ihre eigenen Holzkisten für später, wenn sie nichts anderes mehr brauchen. «Warum 5000 Dollar für einen Sarg zahlen und sich gewöhnlich verabschieden, wenn man 500 Dollar zahlen und sich fabelhaft verabschieden kann?», sagt eine gutgelaunte Judith Aitken der «Washington Post», während sie den Sarg ihres Ehemanns bemalt.
Ihren eigenen Sarg hat die Mittfünfzigerin bereits letztes Jahr fertiggestellt. Der für ihren Mann wird mit Erinnerungen verziert, die ihm viel wert sind. Spitfire-Kampfflieger, das Logo von seinem alten Fussballklub in Schottland – und noch etwas freien Platz. Denn wer weiss schon, was noch alles passiert?
«Auf das Gewicht kommt es an»
Der erste solche Verein war 2010 von einer Krankenschwester für Todkranke in Rotorua gegründet worden. Mittlerweile haben die «Hersteller von schönen, erschwinglichen Untergrundmöbeln», wie sie sich selber nennen, Tausende inspiriert. Die Bewegung hat Ableger in Australien und den USA, doch nirgendwo ist sie so aktiv wie in Neuseeland.
Die Klubmitglieder stellen sich dem Unausweichlichen mit Schalk und Kreativität. Einige zimmern und dekorieren auch Särge für andere. Im Klub von Hastings gibt es die mit dicken roten Lettern beschriftete Abteilung «Dringend» – für Menschen, die auf dem Sterbebett liegen und selber nicht mehr die Kraft haben, zu malen, hobeln oder Nägel einzuschlagen.
Das eigene Alter beeinflusse die Herstellung eines Sarges gar nicht, versichert der Klub auf seiner Facebook-Seite. «Auf das Gewicht kommt es an, und diese Särge sind stärker als die herkömmlichen aus der Fabrik.»
Hobby gegen Einsamkeit
Die meisten Klubmitglieder sind älter. Denn die Hobbyarbeit hilft auch gegen Einsamkeit. Wie andere Industriestaaten hat auch Neuseeland eine rapide alternde Gesellschaft, die mit neuen Problemen umzugehen hat – insbesondere Einsamkeit.
Grossbritannien hat seit letztem Jahr sogar eine Ministerin für Einsamkeit. Neuseelands Sargklubs sind ein Schritt in dieselbe Richtung. Alt werden, so heisst es, kann auch eine Frage der Einstellung sein.
Neben der Begleitung älterer Menschen bieten die Klubs zudem Trost und Unterstützung für Eltern, die eine Totgeburt oder den Tod eines Kindes erlitten haben. Mitglieder zimmern freiwillig Minisärge, mitsamt Teddybär, Kissen und Decke. (kes)