Revolutionsartige Zustände im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu! Grund dafür sind Schweizer Kühe. Und zwar 60 Rinder, die gestern in zehn Holzboxen mit einem Airbus der Qatar Airways in der Hauptstadt Chennai angekommen sind.
Sie sind der erste Teil einer Lieferung von insgesamt 1000 Tieren aus dem Ausland. Verschieden Rassen wie Holstein, Jersey oder Braunvieh sollen auf dem Subkontinent für eine Auffrischung des Gen-Pools sorgen.
Das passt den Indern gar nicht. Sie wollen keine ausländischen Rinder auf ihren Höfen. Hintergrund ist das Verbot eines uralten Brauchs, des Jallikattu. Dies ist ein Stierrennen, bei dem die Teilnehmer die Tiere so lange wie möglich an den Hörnern festzuhalten versuchen.
Die Tradition wurde Anfang des Jahres nach einem langjährigen Streit vom obersten Gerichtshof in Chennai wegen Tierquälerei verboten. Seitdem gehen in Tamil Nadu täglich Tausende Menschen auf die Strassen und fordern das Stierrennen zurück.
Verschwörung befürchtet
Die 60 Schweizer Kühe brachten gestern das Fass zum Überlaufen. Denn die aufgebrachten Inder wittern eine Verschwörung ihrer Regierung hinter dem Import der ausländischen Tiere.
Die indische Schauspielerin Kushboo erklärte in einem Interview in der Fernsehsendung «The Newshour 9», was die Bevölkerung denkt: «Die ausländischen Kühe werden bewusst importiert, um unsere einheimischen Tiere zu verdrängen.» So würden die Jallikattu-Stiere aussterben.
Denn die Tiere werden von den einheimischen Züchtern eigens für diese Veranstaltung zum Erntedankfest im Herbst gezüchtet. Bereits jetzt gibt es in Tamil Nadu nur noch rund 40 Stiere der Gattung Bos indicus. Noch zehn Jahre zuvor seien es über hundert Tiere gewesen.