Sie bietet Platz für 8000 Gläubige
Sawiris-Clan baut grösste Kirche des Nahen Ostens

Sie ist so gross wie neun Fussballfelder und bietet 8000 Gläubigen Platz: Im neuen Stadtteil bei Kairo haben die Kopten ihre neue Kathedrale eröffnet. Hinter dem Projekt stehen Präsident al-Sisi sowie Samih Sawiris’ Familie.
Publiziert: 08.01.2019 um 14:24 Uhr
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So feiern die Kopten Weihnachten: Schwer bewaffnete Soldaten schützen die neue Kirche bei Kairo.
Foto: EPA
Guido Felder

Ein schöneres Weihnachtsgeschenk können sich die zehn Millionen koptischen Christen in Ägypten nicht vorstellen: In der neuen Verwaltungshauptstadt 45 Kilometer östlich von Kairo konnten sie am Wochenende ihre gigantische Geburt-Christi-Kathedrale einweihen. Mit einem Fassungsvermögen von über 8000 Gläubigen und einer Fläche von neun Fussballfeldern ist sie das grösste christliche Gotteshaus im Nahen Osten.

Doch es ist nicht nur die Grösse der archenförmigen Kirche, die Freude macht. Es ist vor allem auch der Umstand, dass Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi (64) 2016 nach einem Anschlag mit 27 toten Christen das Projekt aufgegleist, vorangetrieben und teilweise auch finanziert hat. Zur Erinnerung: Al-Sisi ist Moslem.

Die Sawiris bauten und finanzierten

Die Orascom Construction, die Onsi Sawiris (88), dem Vater des Andermatter Investors Samih Sawiris (61), gehört, hat die Kathedrale gebaut. Wie viel das Gotteshaus kostet, ist unbekannt. Offenbar hat aber die gläubige Familie selber den Bau grosszügig unterstützt. Pater Isidoros El-Anba-Samuel (54), der Priester der rund 120 koptischen Familien in der Deutschschweiz, sagt dem BLICK: «Samih Sawiris’ Vater hat einen grossen Teil daran bezahlt.» Das Familienvermögen der Sawiris wird von «Forbes» auf 9,1 Milliarden Dollar geschätzt.

Für Pater Isidoros ist es ein Freudentag: «Der Bau der Kirche zeigt den guten Kontakt zwischen den Kopten und der Regierung unter Präsident al-Sisi.»

Samih Sawiris schöpft Hoffnung

Dem pflichtet Samih Sawiris bei. Zu BLICK sagt er: «Es ist erfreulich zu sehen, wie Präsident al-Sisi jegliche Versuche, einen Keil zwischen Moslems und Christen zu treiben, zu verhindern versucht. Nicht nur der Bau, sondern auch sein persönliches Engagement beweisen immer wieder, dass die von den Muslimbrüdern verbreitete Theorie der Ungleichheit von Kopten und Christen weiterhin vernichtet wird.»

Vor Präsident al-Sisi war der heute inhaftierte Islamist Mohammed Mursi (67) an der Macht. Unter ihm hatten die Christen in Ägypten schwer zu leiden. In al-Sisi, der sich gern als Beschützer der Minderheit präsentiert, sehen die Kopten einen Garanten für ihre Rechte.

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Papst und Trump gratulieren

Oberhäupter aus der ganzen Welt gratulierten den Kopten, die am 6. und 7. Januar Weihnachten feiern, zu ihrer neuen Kirche. Papst Franziskus (82) sagte per Videobotschaft: «Liebe Brüder und Schwestern, ihr habt Märtyrer, die eurem Glauben Stärke verleihen. Danke für euer Beispiel.» Auch der gläubige US-Präsident Donald Trump (72) twitterte: «Freut mich zu sehen, wie unserer Freunde in Ägypten die grösste Kathedrale im Nahen Osten eröffnen. Präsident al-Sisi bringt sein Land in eine offenere Zukunft!»

Kritik an al-Sisi bleibt

Experten sehen trotz des neuen Symbols für religiöse Toleranz in Ägypten grosse Probleme für die Freiheit der gegen zehn Millionen Kopten. Seit 2016 sind bei Angriffen auf Christen über 100 Menschen getötet worden. Auch weiterhin gebe es Benachteiligungen durch den Sicherheitsapparat und ungesetzliche Kirchenschliessungen, schreibt das «Project on Middle East Democracy». In diesem Bericht wird auch der Präsident kritisiert: «Das Regime al-Sisi ist daran gescheitert, einen wirklichen Fortschritt bei den systematischen Problemen zu erzielen, die die christliche Glaubensfreiheit einschränken.» (gf)

Experten sehen trotz des neuen Symbols für religiöse Toleranz in Ägypten grosse Probleme für die Freiheit der gegen zehn Millionen Kopten. Seit 2016 sind bei Angriffen auf Christen über 100 Menschen getötet worden. Auch weiterhin gebe es Benachteiligungen durch den Sicherheitsapparat und ungesetzliche Kirchenschliessungen, schreibt das «Project on Middle East Democracy». In diesem Bericht wird auch der Präsident kritisiert: «Das Regime al-Sisi ist daran gescheitert, einen wirklichen Fortschritt bei den systematischen Problemen zu erzielen, die die christliche Glaubensfreiheit einschränken.» (gf)

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