Sexskandal-Spuren führen in die Schweiz
Berner Ex-Model Beatrice Keul (55) deckt Verbindungen zwischen Trump und Epstein auf

Beatrice Keul (55), einst im Miss-Schweiz-Final, reiste 1993 voller Hoffnungen nach New York – eingeladen von Donald Trump. Statt Glanz und Glamour erlebte sie Angst und Bedrängnis durch Trump und Epstein. Jetzt kämpft sie darum, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
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Beatrice Keul 1993 mit Donald Trump in New York.
Foto: zVg
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

In der Welt des Schweizer Glamours war Beatrice Keul (55) einst der Inbegriff weiblicher Hoffnung: Miss-Schweiz-Finalistin, aufstrebendes Model, 23 Jahre jung. 1993 flog sie nach New York – auf Einladung von Donald Trump (79), der damals einen Schönheitswettbewerb veranstaltete. Was ihr als Sprungbrett in die internationale Karriere versprochen war, entpuppte sich als perfide Falle.

«Zuerst Trump, dann Epstein – man tut alles in eine Schublade, doch sie geht immer wieder auf», sagte Keul jetzt in Telefongesprächen mit der «NZZ am Sonntag». Sie deckt Verbindungen zwischen Trump und Jeffrey Epstein (†66) auf – ein Netz aus Macht, Geld und Schweigen, das bis in die Schweiz reicht.

Zuerst sei sie vom späteren US-Präsidenten sexuell bedrängt worden. Trump habe sie in einer Hotelsuite massiv sexuell belästigt. «Er hat mich überall befingert», sagt Keul heute. Schon 2024 hatte sie gegenüber Blick dazu ihr Schweigen gebrochen. Der Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen.

Epstein wollte sie mit Prinz Andrew verkuppeln

Jetzt gibt die Schweizerin mehr Details preis. Beim gleichen Anlass sei sie auch von Epstein hartnäckig bedrängt worden, der sich als Trumps «bester Freund» vorstellte. Er wollte sie mit einem Versprechen von Ruhm und Luxus und einem «neuen Leben» nach Mar-a-Lago locken. Dort liegt das Anwesen von Trump. Keul lehnte ab. Vermutlich rettete ihr das die Freiheit.

Bevor sie sich Epstein entziehen konnte, «wollte er mich mit Prince Andrew verkuppeln», erinnert sie sich. Wegen seiner Freundschaft mit Epstein ist der britische Ex-Royal, der ein Chalet im Schweizer Skiort Verbier VS besass, inzwischen tief gefallen. Keul: «Epstein sagte mir, ich hätte das ‹Kaliber für diese Liga›, um mit dem Prinzen verkuppelt zu werden.»

Spuren zu Schweizer Banken

Mehr als Jahrzehnte nach Keuls bitteren Erfahrungen in New York erschüttert das Netz von Macht, Missbrauch und Geld noch immer die Welt – und reicht tief in die Schweiz. Epstein soll «sehr häufig» nach Genf gereist sein, «um sein Geld zu besuchen», erinnert sich Keul.

Nun geraten erstmals auch zwei Schweizer Banken in den Blick der US-Justiz: UBS und Julius Bär. Ein Gesetzesentwurf des US-Senats verlangt Einsicht in alle Verdachtsmeldungen zu Firmen und Kundenkonten, die mit Epstein oder seinen Helfern in Verbindung stehen könnten.

«Zeit, alles auf den Tisch zu legen»

Auch die Schweizer Modelbranche bleibt Teil dieser Schattenwelt. Namen wie Jean-Luc Brunel (†76), der mit Epstein Modelagenturen kontrollierte und sich drei Jahre nach seinem Freund Epstein in Haft das Leben nahm, tauchen in Ermittlungen ebenso auf wie Verbindungen zu hiesigen Agenturen und Investoren. Laut FBI-Akten trat mindestens ein «Schweizer Geschäftsmann» als Investor im Umfeld von Brunel auf, der mehr als 1000 Minderjährige an Epstein vermittelt haben soll. Der Name des Schweizers bleibt geheim.

Heute lebt Beatrice Keul zurückgezogen und arbeitet in einer Bank. Sie sprach mit der Zeitung aus einem Schweizer Spital, wo sie sich von einer Operation erholt.

Ihr Buch, das 2026 erscheinen soll, versteht sie als einen Akt der Befreiung. «Die neunziger Jahre waren der Horror. Wir konnten als Frauen damals nur schweigen, schweigen, schweigen.» Sie habe versucht, Trump und Epstein zu vergessen, doch abgeschlossen sei es nie. «Jetzt ist die Zeit gekommen, um alles auf den Tisch zu legen – damit sich solche Sachen nie mehr wiederholen.»

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