Sex-Sekte: Kinder kriegen Kinder!

SAN ANGELO – Neue Einzelheiten der Sex-Sekte in Texas sowie merkwürdige Szenen im Gericht sorgen in den SUa für Aufruhr.
Publiziert: 18.04.2008 um 10:26 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 21:08 Uhr

Skurrile Szenen gestern im Gerichtssaal von San Angelo: Hundert Anwälte in Nadelstreifenanzügen und Dutzende Sekten-Frauen in altertümlich anmutenden Röcken und Hauben. Dabei kam es immer wieder zu Tumulten. Denn immer wieder wurde die Sitzung von «Einspruch»-Rufen der Anwaltsbrigade unterbrochen.

Die Richterin hatte Mühe, für Ruhe zu sorgen. Irgendwann riss auch ihr der Geduldsfaden. «Ich nehme an, dass sie ähnliche Einsprüche einlegen wollen. Kann ich also ein einstimmiges ‹Einspruch› von ihnen habe?», wandte sie sich schliesslich an die Anwälte. Diese folgten der Aufforderung brav und antworteten im Chor «Einspruch».

Die Richterin hat bei der Verhandlung gegen die Sekte der «Fundamentalistischen Kirche der Heiligen der Letzten Tage». Sie muss klären, ob die 416 Kinder, die die Polizei von der Ranch der Polygamisten-Sekte abholte, wirklich von den Erwachsenen als Sexsklaven missbraucht wurden oder nicht.

Schwangere Mädchen

Man hatte auf dem Anwesen einen Altar gefunden, von dem man annimmt, dass darauf Kinder von den Männern der Sekte sexuell missbraucht wurden. Und nicht nur das: Ermittler sagten gestern von Gericht aus, dass in der Sekte Mädchen schon mit 13 Jahren zu Müttern geworden waren!

Es gebe derzeit fünf Mädchen unter 18 Jahren, die schwanger seien oder schon Kinder hätten, hiess es gemäss «Fox News».

Eine Mitarbeiterin der Sozialdienste beschrieb nach den Gesprächen mit den Kindern und Jugendlichen weitere Einzelheiten über das Leben auf der Sekten-Ranch. Sie erzählte: «Wenn einer der Männer der Sekte in Streit mit den Anführern geriet, wurden seine Frauen und Kinder einem anderen Mann zugewiesen. Die Kinder mussten diesen sofort als Vater anerkennen». Diese Praxis erschwere es den Ermittlern, die Kinder ihren biologischen Familien zuzuordnen.

Böse, unmoralische Aussenwelt

Dies dürfte der grösste Kindsmissbrauchs-Prozess werden, den die USA ja sah. Die Richterin muss entscheiden, ob sie dem Vorwurf des Kindsmissbrauchs stattgeben wird. Und nicht nur das: Sie muss auch darüber entscheiden, ob die 416 Kinder der Sekte im Fall eines Vormundrechtsentzugs überhaupt in staatlichen Heimen platzieren liessen oder zu regulären Gastfamilien kommen könnten. Immerhin waren diese Kinder im Glauben aufgewachsen, dass die Aussenwelt eine böse, feindliche und unmoralische Welt sei.

Auch vor dem Gerichtssaal kam es zu aufsehenerregenden, emotionalen Szenen. Ein Sekten-Anhänger stellte sich vor die vielen Journalisten und wedelte mit einem Foto seiner fünf Kinder herum: «Seht her, seht her, seht her!», schrie er, «diese Kinder lächeln alle. Wir waren glücklich!». (gux)

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