Das hatte sich Donald Trump (74) anders vorgestellt: Nur wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen vom 3. November ernannte er im Schnellzugtempo Amy Coney Barrett (48) zum Mitglied des Supreme Court. Mit einer Mehrheit von sechs Republikanern im neunköpfigen Gremium wollte er das höchste US-Gericht im Falle einer Wahlniederlage für sich gewinnen.
Nun, die Wahlpleite traf ein. Das Gericht jedoch hat diese Woche bei einer Klage aus Texas im Zusammenhang mit der Anfechtung des Resultats gegen Trump entschieden und sie abgewiesen.
«Sehr enttäuscht»
Das macht Trump rasend. Ausgerechnet jene Richterin, die er ins höchste Gericht der USA befördert hatte, hat ihn im Stich gelassen. Zwar nennt er sie nicht mit Namen, aber es ist klar, gegen wen sich seine Wut in einem Tweet vom Freitag richtet: «Ich bin sehr enttäuscht über den US Supreme Court, und unser grossartiges Land ist es ebenfalls!»
Schon kurz nach dem Entscheid des Gerichts hatte er getwittert: «Ich habe die Wahl mit einem Erdrutschsieg gewonnen, aber ich denke nur an die legalen und nicht die gefälschten Stimmen und all den Betrug, der auf wundersame Weise von überall her herein geschwemmt wurde! Was für eine Schande!»
Gegner spotten
Der Spott von Trumps Gegnern ist gross. Eliana Johnson (36), Chefredaktorin der konservativen Webseite Washington Free Beacon, twitterte mit Ironie: «Wow, ich kann nicht glauben, dass Amy Coney Barrett ihr Geheimabkommen mit Trump über die Ausrichtung der Wahl nach seinem Willen gebrochen hat.»
Amy Conney Barrett hat gezeigt, dass sie offenbar mehr ist als eine Handlangerin Trumps: eine fähige, unabhängige Richterin. Seit dem Gerichtsentscheid hat man nichts mehr von ihr gehört. Offenbar herrscht zwischen ihr und Trump Eiszeit. (gf)