Mutter Polina A.* (35) kann ihre Tränen nicht zurückhalten: «Anna ist wegen etlicher Fehldiagnosen und unterlassener Hilfeleistung gestorben!» Sie trauert um ihre Tochter, die ihren 5. Geburtstag im November nicht mehr erlebt hat. «Ich versuche einfach, jeden Tag irgendwie zu überstehen», sagt sie zu BLICK.
Das Drama nimmt im Sommer im schwedischen Dorf Resele seinen Lauf: Ende Juni muss Anna wegen starker Bauchschmerzen ins Spital. Und sie werden immer schlimmer. Mehrfach bringt die Schweizer Auswanderin ihre Tochter zu den Ärzten.
Ärzte glaubten an Verstopfung
Im rund 30 Minuten entfernten Spital von Solleftea wird als Grund für Annas Bauchschmerzen zunächst Verstopfung diagnostiziert. Nachdem ein Blutbild ungewöhnliche Werte anzeigt, bringen die Eltern ihre Tochter ins rund 100 Kilometer entfernte Örnsöldsvik-Spital. Dort seien Röntgenuntersuchungen möglich.
Längst hatten die Eltern die Ärzte um entsprechende Untersuchungen gebeten – ohne Erfolg. Im Örnsöldsvik-Spital lautet die Diagnose: «nervöser Magen». Ein Röntgentermin findet nie statt. Und es kommt zur Katastrophe für die Eltern. Denn wenige Tage nach dem Spitalbesuch stirbt Anna völlig überraschend infolge eines Herzstillstands in den Armen ihres Vaters (47). Jegliche Reanimationsversuche scheiterten.
Nierentumor wurde übersehen
Nach Annas Tod erfuhren die Eltern, dass ein im Verlauf der unzähligen Untersuchungen angeordnetes Blutbild falsch ausgewertet wurde. «Der Arzt hat einen Wert übersehen», sagt Polina A. Dieser habe letztlich auf tumorartige Zellen hingewiesen.
Mit dem Tod von Anna brach für die Eltern eine Welt zusammen. «Unser Engel hatte Krebs, aber keiner der Ärzte hat es gemerkt», sagt die Mutter. Erst der abschliessende Obduktionsbericht, der BLICK vorliegt, hat die traurige Gewissheit über die Todesursache von Anna gebracht. Das kleine Mädchen ist laut Bericht an den Folgen eines 360 Gramm grossen Nierentumors gestorben. Eine Tumor-Thrombose hatte den Herzstillstand verursacht.
«Wollten sie in einem kinderfreundlichen Land aufziehen»
Erst im Juli 2016 war die kleine Familie von Egerkingen SO nach Resele in Schweden ausgewandert, um ihren Traum zu leben. Das Dorf liegt rund 500 Kilometer nördlich von Stockholm. «Wir wollten unsere Tochter in einem kinderfreundlichen Land aufziehen», sagt Annas Mutter Polina A.
Immer wieder muss die Mutter innehalten, als sie von Annas Schicksal erzählt: «Die ersten Tage stand ich völlig unter Schock und habe viel geweint.» Unterdessen sind vier Monate vergangen. Doch die Bilder von Annas Todestag lassen die 35-Jährige nicht mehr los. «Alles hier erinnert an Anna. Sie war hier in Schweden so unglaublich glücklich», sagt die Mutter.
«Sie hätte gute Chancen gehabt zu überleben»
Polina A. macht die schwedischen Ärzte für den Tod ihrer Tochter verantwortlich. «Hätten die Ärzte in Schweden Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen angeordnet, hätte Anna – trotz des Tumors – gute Chancen gehabt zu überleben», ist sich ihre Mutter sicher.
Die Eltern wollen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Unterdessen wurde eine interne Untersuchung durch die IVO, die schwedische Aufsichtsbehörde für das Gesundheits-, Pflege- und Betreuungswesen, eingeleitet – bisher ohne Ergebnis.
«Das Gesundheitssystem hier in Schweden ist eine Katastrophe. Auf eine solch tragische Weise darf nicht noch mal ein Kind sterben», sagt Annas Mutter.
* Name der Redaktion bekannt