Am Mittwoch suchte ein Tornado den Ferienort Milano Marittima heim. Der Ferienort an der adriatischen Küste, rund 28 Kilometer nördlich von Rimini, ist sonst ein Strandparadies für viele Schweizer Touristen. Am 10. Juli wurde er für ein paar Stunden zu einem Ort der totalen Zerstörung. Windböen von bis zu 150 km/h wurden gemessen, eine Frau wurde verletzt. Wie durch ein Wunder gab es keine Toten.
Den Strandabschnitt der Schweizerin Angela Bucheli traf es dabei am schlimmsten. «Zuerst dachte ich, es handle sich um ein normales Gewitter», sagt die 56-jährige Hoteldirektorin Bucheli zu BLICK. Nach Tagen brütender Hitze seien Gewitter keine Seltenheit. Doch plötzlich fegte das Unwetter alles weg, was nicht niet- und nagelfest war. Gleichzeitig meldeten Ferienorte weiter südlich, dass Hagelkörner so gross wie Orangen fielen.
Mehr als 400 «Lettini», wie die italienischen Strandliegestühle heissen, waren kaputt. Sonnenschirme flogen durch die Gegend, das Volleyball-Feld war zerstört. 90 Prozent des gesamten Inventars ging in die Brüche. Der Schaden, so sagt die gebürtige Schweizerin aus Kriens LU, beläuft sich auf 250'000 Euro, umgerechnet knapp 280'000 Franken, wie die Versicherung schätzt.
Beispiellose Solidaritätsaktion
Das Drama begann um 9 Uhr morgens, und ausgerechnet den Strandabschnitt von Angela Bucheli traf es in der Region am härtesten. Doch das Wunder war nicht weit: Innert Stunden trafen über 40 Helfer ein. Sogar Hotelgäste ihres «MiMa Club Hotels» packten mit an. Bis zum Nachmittag waren neue Lettini geliefert, «und dies in einer Zeit, wenn es keine Neuproduktionen mehr gibt - bald sind alle in den Ferien, auch die Lieferanten», sagt Bucheli.
Eine beispiellose Aufräumaktion begann. Der Strand konnte schon am nächsten Tag seinen Betrieb wieder aufnehmen – fast, als sei nichts geschehen. «Es hat mich so gerührt, zu sehen, wie stark wir in dieser Region zusammenhalten, beispiellos solidarisch», sagt Bucheli. Und fügt an: «Wissen Sie, das macht einen schon traurig, zu sehen, wie dieser Strand zugerichtet wurde.»
Seit zehn Jahren pachtet die Schweizerin den Strandabschnitt. Für sie ist er «wie ein Kind, das ich aufgezogen habe». Seit rund 30 Jahren lebt Bucheli nun in Milano Marittima, die Liebe hat sie nach Italien gezogen, hier hat sie mit ihrem Mann das Hotel übernommen. Seit diesem Sommer ist ihr Sohn nun erstmals Leiter des Strandes – kein einfacher Saisonstart für ihn.
Ein Sturm wie noch nie
Durch Mark und Bein ging Bucheli das Erlebnis auch, weil es bisher beispiellos ist: «80-jährige Bademeister, die ein Leben lang hier arbeiten, sagten, sie hätten noch nie einen solchen Sturm gesehen», sagt die 56-Jährige. Über 2000 Pinienbäume riss es aus. Bürgermeister Massimo Medri besichtigte dann die Schäden – kein Notstand war im Vorfeld ausgerufen worden, keine Wetterwarnung. Niemand hatte die Naturgewalt vorhergesehen.
Viele Bekannte aus der Schweiz hätten die Nachrichten in den Medien verfolgt und sich besorgt bei Bucheli gemeldet – die jedoch konnte beschwichtigen. Gestern Freitag feierte Bucheli ihren 56. Geburtstag in neuer Ruhe nach dem Sturm. Und sieht in der Erfahrung auch viel Positives.
«Ich finde es schön», sagt sie, «wie unsere Rettungsaktion viral ging – dass den Menschen von dieser Region nicht nur das Chaos bleibt, sondern nun vor allem, dass unser Leben innert Kürze weitergeht wie gehabt, dankt des grossen Einsatzes aller.» Die Saison ist eröffnet – und Bucheli schmunzelt: «Wir sind auf unsere Schweizer Badegäste bestens vorbereitet.»