Er ist 1,85 Meter gross, hat strahlend blaue Augen, blonde Haare und ein Lächeln, das Millionen wert ist: Wenn die Frauen über Helg Sgarbi (43) sprechen, geraten sie ins Schwärmen.
«Er war immer so gut gekleidet!», erzählt etwa eine ehemalige Nachbarin. «Und immer so freundlich: Ich dachte, der sei bei den Zeugen Jehovas.» Sie kichert wie ein Schulmädchen. «Die Fräuleins auf seiner Bank in Uznach waren immer hin und weg.»
Nicht nur die: Im August letzten Jahres angelt sich Sgarbi in einer Münchner Hotelbar seine Susanne. Ein dicker Fisch: Susanne Klatten (46) ist die reichste Frau Deutschlands, 13 Milliarden Euro (fast 20 Mrd. Franken) schwer.
Zimmer 629 wird gefilmt
Für Sgarbi eine leichte Beute: Schon vier Tage nach dem ersten Tête-à-tête begleitet ihn die einsame Frau im Münchner Holiday Inn auf das Zimmer 629.
Was die dreifache Mutter nicht weiss: Sgarbi hat gleich zwei Zimmer gebucht. Im Zimmer 630 sitzt sein Komplize, der Ex-Sektenguru Ernano Barretta (63) – mit einer Videokamera. Er filmt die beiden beim Sex. Und dreht so den teuersten Amateur-Porno aller Zeiten. Denn der Gigolo und der Guru wollen ihr reiches Opfer ausnehmen.
Susanne Klatten ahnt nichts. Auch nicht, als ihr Gigolo sie wenige Tage nach der ersten Liebesnacht um Hilfe bittet. Er habe ein Kind umgefahren: Ausgerechnet ein Sprössling einer italo-amerikanischen Mafiafamilie. 7,5 Millionen Euro (rund 11 Mio. Franken) müsse er abliefern, damit er nicht kaltgemacht werden.
Seine Geliebte zahlt. «Kubikmeterweise Geld! Ich hatte es in den Händen. Das Gewicht ...», jubelt Guru Barretta später. Das geht aus den italienischen Polizeiakten hervor. Denn: Die Beamten der «Operation Sekte» sind den Gaunern längst auf der Spur. Haben ihre Autos verwanzt.
7,5 Millionen sind nicht genug
Aber die 7,5 Millionen sind der Gang nicht genug. Der schöne Gigolo zeigt seine hässliche Seite. Er erpresst seine Geliebte – will 49 Millionen Euro (72 Mio. Franken). Zahle sie nicht, würden die Sex-Aufnahmen veröffentlicht. Und ihr guter Ruf ruiniert.
Jetzt dämmerts ihr. Der Mann ihrer Träume hat sie rücksichtslos benutzt.
Susanne Klatten zeigt ihn an. Bei der Geldübergabe im Januar warten der Gigolo und der Guru vergebens auf ihr Opfer. Stattdessen fährt im Einkaufszentrum in Vomp bei Innsbruck (A) das Sonderkommando Cobra auf. Und verhaftet die Erpresser. Seither sitzt Helg Sgarbi in U-Haft.
Sein Komplize Barretta dagegen kommt wieder frei. Und rast sofort in sein Landhotel «Rifugio Valle Grande» in den Abruzzen (I). Dort vernichtet er alle Beweismittel: Er glaubt, noch einmal mit dem Schrecken davongekommen zu sein.
«Weisst du, wer die Frau ist? Die reichste in Deutschland. Sie hat Macht. Ich habe alles verbrannt: Die Fotos, alles», sagt er in einem von der Polizei mitgeschnittenen Gespräch. «Ich habe den grössten Fehler meines Lebens gemacht.»
Sgarbis Frau übernimmt
Der Gigolo in Haft, der Guru in Angst. Jetzt übernimmt Sgarbis Frau Franziska (40). Sie will den Coup durchziehen. Schliesslich hat die Bande schon drei andere vermögende Damen ausgenommen. Über ihren Anwalt nimmt die Gigolo-Gattin Kontakt zu Susanne Klatten auf. Fordert die ausstehenden Millionen. «Sag ihr, ich habe sehr viel Material über sie.»
Doch im Juni verhaftet die Polizei den Rest der Bande. Sgarbis Vermieterin (82) in Uznach SG kann es nicht glauben: «Er hat mich sogar im Spital besucht.»
Der nette Gigolo. Natürlich hat er Susanne Klatten nicht des schnöden Mammons wegen erpresst. Sagt er. Aus Rache wars. Weil sein Grossvater unter den Nazis Zwangsarbeit in einer der Farbriken von Susanne Klattens Grossvater habe leisten müssen.
Aber sogar da lügt der Schweizer Gigolo. Eine Verwandte sagt BLICK: «Der Grossvater war zwar Jude, aber nie Zwangsarbeiter.»