Genau ein Jahrhundert nach dem ersten Helikopterflug auf der Erde findet ein solches Manöver erstmals auf einem anderen Planeten statt. Die Nasa will am Donnerstag um 21.50 Uhr Schweizer Zeit den Mars-Rover «Perseverance» mit dem Helikopter «Ingenuity» im Bauch auf dem Roten Planeten landen.
Mit an Bord: Schweizer Technologie. Die Firma Maxon Motor aus Sachseln OW hat die Steuerung des Mars-Helikopters und die Bewegungsmotoren des Rover-Greifarms gebaut. Robin Phillips (48), Leiter der Abteilung Spacelab: «Wir freuen uns total. Das ist die Schlusserfüllung von mehreren Jahren Arbeit. Etwa Hundert Leute haben für vier Jahre daran gearbeitet.»
«Wenn der Rover auf dem Boden ist, bin ich zuversichtlich»
Nervös sind Phillips und seine Leute vor allem wegen der Landung. Denn das ist mit dem Rover «Curiosity» am 6. August 2012 zuvor erst einmal gelungen. «Wegen unseren Motoren mache ich mir nicht allzu grosse Sorgen», sagt Phillips. «Wenn der Rover mal auf dem Boden ist, bin ich zuversichtlich, dass alles läuft wie geplant.»
Nach der Landung des Rovers soll Ingenuity 470 Millionen Kilometer von der Erde entfernt erstmals durch die Mars-Atmosphäre fliegen. Dies ist insbesondere eine Herausforderung, weil die Mars-Atmosphäre nur ein Prozent der Dichte der Erdatmosphäre hat.
Die Nasa-Ingenieure mussten den einer Drohne ähnelnden Mini-Helikopter deshalb so leicht wie möglich bauen, damit er in der extrem dünnen Mars-Atmosphäre abheben kann: Er wiegt nur 1,8 Kilogramm und hat zwei Rotorblätter, die bei 2400 Umdrehungen in der Minute in die entgegengesetzte Richtung drehen.
Konferenzschaltung statt Kennedy Space Center
«Die Steuerung des Mars-Helikopters erfolgt über die Veränderung des Winkels der Rotorblätter», sagt Phillips von Maxon Motor. «Wir haben da alles Herzblut hineingesteckt.» Leider sei es wegen Corona nicht möglich, der Landung im Kennedy Space Center in Florida beizuwohnen. «Stattdessen gibt es nun halt eine grosse Konferenzschaltung.»
Der Mars-Helikopter soll bis zu fünf Flüge über der Mars-Oberfläche absolvieren. Er kann bis zu fünf Meter aufsteigen und bis zu 300 Meter weit fliegen. Jeder Flug kann bis zu anderthalb Minuten dauern.
Da die Übertragung von Daten vom Mars auf die Erde rund 20 Minuten dauert, wird Ingenuity nicht ferngesteuert, sondern fliegt autonom. Die Nasa erteilt nur grundsätzliche Befehle.
«Neue Ära der Mars-Forschung»
Ingenuity soll laut der Nasa zunächst nur zeigen, dass Fliegen auf dem Mars möglich ist. Doch in Zukunft könnten solche Geräte auch bei der Suche nach Beweisen für ausserirdisches Leben helfen.
Der Nasa-Chef-Ingenieur des Helikopter-Projekts, Bob Balaram, spricht von einer «ganz neuen Ära der Mars-Erforschung». Denn die Fluggeräte könnten Gebiete erreichen, in die keine Rover gelangten. Vorstellbar ist auch, dass solche Mini-Helikopter künftig ihre Messdaten, Bilder und Gesteinsproben an einer Station auf dem Mars abliefern könnten.
Schwerpunktsendung auf Blick TV
Am 19. Februar um 7 Uhr berichtet Blick TV in einer Schwerpunktsendung über die Mars-Mission. Gelingt die Landung? Kommt es zu einer Bruchlandung? Weltraumfahrt-Experte Men J. Schmidt und weitere Gäste ordnen die Geschehnisse nach dem historischen Moment ein.