Schweiz-Japaner erzählt
So erleben meine Freunde den Horror in Japan

Dennis Ginsig (20) ist rund um die Uhr in Kontakt mit Freunden und Verwandten in Japan. Am liebsten wäre er auch dort, doch das ist zu gefährlich.
Publiziert: 17.03.2011 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:42 Uhr
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Von Sascha Schmid

Erst Ende Januar kam Dennis Ginsig (20), Sohn einer Japanerin und eines Schweizers nach sechs Monaten in Japan zurück in die Schweiz. «Auch wenn es verrückt tönt: Ich wäre jetzt gerne dort. Bei meinen Freunden und Verwandten. In dem Land, das ich liebe. Dabei zu seinem in dieser schicksalshaften Zeit. Zu helfen, wo ich nur könnte», sagt der Kunststudent.

Doch zu gross ist die Angst vor dem Super-Gau. Vor der Atom-Katastrophe. Dennis Ginsig bleibt nichts anderes übrig, als sich von Zürich aus rund um die Uhr über die Situation in Japan zu informieren. «Zu Hause läuft die ganze Zeit der japanische TV-Sender NHK. Ich bin in direktem Kontakt mit meinen Freunden oder lese über Twitter und Facebook, wie es ihnen geht», so Ginsig.

Japanische Freunde würden nie Panik verbreiten

Viele würden sie ruhig geben. Ihre ausländischen Freunde hätten viel mehr Angst. «Das ist schrecklich, was bei euch passiert und die Regierung lügt euch an», hat einer auf Facebook geschrieben. «Meine japanischen Freunde selber würden nie solche Panik verbreiten», meint Ginsig.

Selbst seine Verwandten, die nur 50 Kilometer vom AKW entfernt wohnen, sagen, dass es ihnen gut gehe. «Aber sie sind sicher auch beunruhigt. Sie wollen uns einfach nicht mit ihrer Angst belästigen», ist sich der 20-Jährige sicher.

Immer mehr seiner Freunde künden nun an, dass sie doch von Tokio in den Süden oder Westen ziehen wollen. Zuerst beschäftigte sie das Erdbeben und der Tsunami. Doch jetzt ist es nur noch Fukushima. Die Angst wird laut Ginsig grösser. Viele Ausländer mit japanischen Wurzeln seien auf der Suche nach dem nächsten Flieger, der sie ausser Landes bringt.

Angst, nicht mehr nach Tokio zurückkehren zu können

Ginsig macht sich Mut: «Die vielen negativen Meldungen sind zermürbend. Wie alle Japaner hoffe ich aber, dass der schlimmste Fall nicht eintritt. Dass es keine Katastrophe gibt. Dass die radioaktive Wolke nicht über Tokio zieht. Ich habe Angst, dass ich nicht mehr zurückkehren könnte in die Stadt, die ich so liebe.»

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