Schwedischer Polizist aus Trumps «Fox»-Beitrag ist sauer
«Im Interview ging es um etwas anderes»

US-Präsident Donald Trump schwafelte von einem Terror-Anschlag in Schweden – wegen eines Beitrags auf «Fox News». Darin kommen auch Polizisten zu Wort. Ihre Aussagen wurden offenbar völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
Publiziert: 20.02.2017 um 19:42 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:17 Uhr
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Donald Trump bezieht seine Informationen übers Weltgeschehen offenbar am liebsten von «Fox News» – obwohl die mächtigsten Geheimdienste der Welt für ihn arbeiten. Er täte gut daran, sich auf seine Sicherheits-Briefings zu verlassen, denn der erzkonservative TV-Sender nimmt es mit der Wahrheit nicht immer so genau.

Auch in dem Beitrag nicht, der am Freitag über den Bildschirm flimmerte – kurz bevor Trump vor Tausenden Anhängern in Florida sagte: «Schaut euch an, was gestern Abend in Schweden passiert ist», und dann mehrere Terror-Ziele in Europa auflistete. Trump gab später zu, sich auf «Fox News» bezogen zu haben.

Bewegtbilder im Hintergrund

Im Beitrag erzählt der Filmemacher Ami Horowitz dem Moderator Tucker Carlson, wie in Schweden angeblich die Kriminalitätsrate wegen der Flüchtlinge drastisch angestiegen sei – im Hintergrund immer wieder dieselben Bewegtbilder: Ein brennendes Auto, eine Auseinandersetzung, Frauen mit Kopfbedeckung. Darauf eingegangen wird nicht. Stattdessen sprechen die Männer über die angeblich so schlimme Situation und stacheln sich gegenseitig an. 

Unter anderem kommen schwedische Polizisten zu Wort, die vor der Kamera die dramatische Situation zu schildern scheinen: «Damit haben wir nicht gerechnet. Wir wurden eiskalt erwischt», sagt einer auf Englisch. Es gebe drei Vorfälle pro Woche, früher seien es drei pro Jahr gewesen.

Aussagen aus dem Kontext gerissen

Nun stellt sich heraus: Die Aussagen sind völlig aus dem Kontext gerissen. «Unser Interview handelte von einem ganz anderen Thema als davon, wovon Horowitz auf ‹Fox News› spricht», sagt Polizist Anders Göranzon, der im Beitrag vorkommt, zur Zeitung «Dagens Nyheter». «Im Interview ging es um etwas anderes. Wir sprachen über Gebiete mit hoher Kriminalitätsrate. Immigration war gar nicht das Thema.»

Göranzon und sein Kollege fühlen sich hintergangen. «Wir sind schockiert. Das ist schlechter Journalismus», sagt er der Zeitung. Die beiden können nicht hinter den Aussagen von Horowitz stehen. «Er ist ein Verrückter», sagt der Polizist.

Unwahrheiten und Ungenauigkeiten

Auch strotzt der Beitrag vor Unwahrheiten und Ungenauigkeiten. Die Kriminalitätsrate etwa ist entgegen der Aussagen des Filmemachers im letzten Jahrzehnt stabil geblieben. Die Rede ist von 160'000 Asylsuchenden – so viele kamen im Jahr 2015 tatsächlich ins Land. Im letzten Jahr waren es jedoch nur noch 29'000.

Auch behauptet Horowitz, es gebe in Schweden und anderen europäischen Ländern von Ausländern kontrollierte «No-Go-Zonen», wo sich nicht mal die Polizei hingetraut – auch das ist eine Erfindung. (rey)

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