George Floyd wurde «zu Tode gefoltert»
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Pärchen getasert:Neues Gewaltvideo von US-Polizisten schockt Atlanta

Schwarzes Pärli grundlos aus Auto geprügelt und getasert
Neues Schock-Video von US-Polizisten

Mitten in den Unruhen nach dem Tod von George Floyd ist ein weiteres Video aufgetaucht, das mit Polizeigewalt gegen Schwarze schockiert. Zwei junge US-Amerikaner werden aus ihrem Auto geprügelt, getasert und verletzt – ohne ersichtlichen Grund.
Publiziert: 03.06.2020 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2020 um 14:58 Uhr
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Taniyah Pilgrim hält die Hand von Messiah Young an einer Pressekonferenz. Zuvor machten die jungen Studenten die wohl schlimmste Zeit ihres Lebens durch.
Foto: keystone-sda.ch

Eine Woche nachdem die Brutalo-Verhaftung von George Floyd die massiven Unruhen in den USA auslöste (BLICK berichtete), ist ein weiteres Video aufgetaucht, das US-Polizisten schwer belastet.

Darin zu sehen sind die beiden jungen, schwarzen US-Studenten Messiah Young (22) und seine Freundin Taniyah Pilgrim (20). Sie sind am Samstag in Atlanta in ihrem Auto unterwegs, es ist 21.30 Uhr abends. Seit einer halben Stunde herrscht eigentlich eine Ausgangssperre, zu rabiat waren die Demonstrationen der vergangenen Tage, bei denen die örtliche Polizei bisher rund 300 Personen verhaftete.

Mit Taser und Knüppel aus Auto geprügelt

Young und Pilgrim sind trotzdem noch auf der Strasse, wie auch andere Menschen. Sie stehen im Stau, als plötzlich ein (schwarzer) Polizist auf sie zugerannt kommt und versucht, die Beifahrertür aufzureissen. Ein zweiter kommt dazu, nimmt seinen Knüppel hervor und beginnt, auf das Fahrerfenster einzuschlagen, bis es splittert. Ein dritter Polizist schlitzt die Autoreifen auf. Jemand filmt die Szene, die für Young und Pilgrim immer schlimmer wird.

Weitere Polizisten kommen dazu, umstellen das Auto, hindern es mit gezogenen Waffen an der Weiterfahrt. Gleichzeitig werden die Fahrzeuge davor und daneben in Ruhe gelassen, eine weisse Frau winkt noch in die Kamera. Ein Polizist reisst die Beifahrertür auf, Young fährt noch ein paar Meter weiter. Da greift ein Polizist ins Auto und tasert den jungen Mann.

Seine Freundin wird rabiat aus dem Wagen gezerrt. Danach versuchen die Polizisten, auch Young aus dem Wagen zu ziehen. Der junge Mann sieht benommen aus, ist noch angeschnallt. Ein Polizist tasert ihn nochmal – und nochmal. Passanten auf der Strasse schreien hysterisch, nach rund einer Minute haben die Polizisten auch Young aus dem Wagen gezerrt und das Video endet.

Zwei Polizisten entlassen, sechs angeklagt

Messiah Young wird ins Krankenhaus gefahren, er erleidet einen Bruch des Handgelenks, zudem muss eine Schnittwunde mit 24 Stichen genäht werden, wie ABC News berichtet. Er wird angeklagt, sich der Polizei widersetzt zu haben.

Nachdem das Video veröffentlicht wurde, lässt die Stadt Atlanta die Vorwürfe gegen Young allerdings rasch fallen. Dafür werden sechs der Polizisten mehrerer Vergehen angeklagt, unter anderem wegen übermässigem Gewalteinsatz. Zwei werden entlassen, die anderen in den Innendienst versetzt. Der zuständige Staatsanwalt sagte zu ABC, es gebe keinen Grund, mit einer Anklage zu warten, da jeder sehen könne, was passiert sei. Zudem gebe es «in der Regel keine Zeugen, denn die seien Polizisten, die keine Aussagen machen würden.»

Die Polizisten haben jetzt bis zum 5. Juni Zeit, sich zu stellen. «Wir werden ein Sicherheitsdeposit von 10'000 Dollar verlangen, weil die Gefängnisse aufgrund von Corona nicht zu überfüllt sein sollten», sagte der Staatsanwalt.

«Mehrere Kollegen benutzten das Wort ‹Waffe›»

Warum die Polizei den Wagen von Pilgrim und Young angriff, ist noch nicht klar. Laut «ABC» wollten die beiden einen Passanten in ihr Auto steigen lassen, der zuvor von der Polizei aufgegriffen wurde. Der Mann sei zu Boden geworfen worden und habe geweint, erklärte der Staatsanwalt.

Einer der Polizisten rechtfertigte den Einsatz damit, dass er befürchtet habe, der Autofahrer sei bewaffnet gewesen. «Ich hörte, wie mehrere meiner Kollegen das Wort ‹Waffe› benutzten. Da ich ihre Hände nicht erkennen konnte, setzte ich meinen Taser ein, um die Situation zu entschärfen.»

Trump forderte zu resoluterer Polizei auf

«Ich dachte, Messiah und ich werden sterben», sagte Taniyah Pilgrim den Medien. «Ich bin so glücklich, dass die Polizisten für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden.» Young fügte an: «Ich fühle mich etwas sicherer, weil diese Monster weg von der Strasse sind und niemanden mehr terrorisieren können. Wir hoffen, dass sich die Strukturen innerhalb der Polizei ändern.»

Vor wenigen Tagen hatte US-Präsident Donald Trump dazu aufgefordert, die Polizei müsse Stärke zeigen und noch härter gegen Demonstranten durchgreifen. Dafür wurde er von einem Polizeichef stark kritisiert, der argumentierte, nur mit Empathie könne die Situation unter Kontrolle gebracht werden.

Seit George Floyd (†46) ums Leben kam, gibt es täglich friedliche und gewalttätige Proteste in den USA. Besonders in der Nacht herrscht Chaos, es kommt zu Plünderungen und Gewalteskalationen. Rund 40 Städte verhängten deshalb eine Ausgangssperre. Im Ticker berichtet BLICK live über sämtliche wichtigen Ereignisse rund um die Unruhen in den USA. (vof)

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