Schock-Video vom Unglück in Spanien
Hier crasht der Todeszug

Über 80 Menschen sterben beim Zugsunglück bei Santiago de Compostela. Ein Video einer Überwachungskamera zeigt den schrecklichen Unfall.
Publiziert: 24.07.2013 um 22:15 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:22 Uhr
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Die Ursache für das Zugunglück kurz vor Santiago de Compostela war überhöhte Geschwindigkeit. Wie die spanischen Behörden heute erklärten, war der Zug bei der Entgleisung mit 190 km/h unterwegs – mehr als doppelt so schnell wie erlaubt. Ein automatisches Bremssystem versagte offenbar.

Nach Angaben der staatlichen Bahngesellschaft Renfe sei der am Mittwochabend entgleiste Zug noch am selben Morgen einer technischen Inspektion unterzogen worden, sagte Renfe-Präsident Julio Gómez-Pomar Rodríguez heute dem privaten Radiosender Cadena Cope.

Beim Unglück handelt sich um eine der schlimmsten Katastrophen in der spanischen Eisenbahngeschichte. Der Unfall im Nordwesten Spaniens ereignete sich auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke etwa vier Kilometer vor dem Bahnhof der Stadt Santiago de Compostela. Alle 13 Waggons des so gut wie neuen Hochgeschwindigkeitszuges «Alvia» sprangen aus den Schienen. Einige Wagen prallten neben den Gleisen gegen eine Mauer und stürzten um, andere Waggons verkeilten sich ineinander.

Über 80 Tote, 178 Verletzte

Bisher wurden mindestens 80 Todesopfer gezählt. Weiter wurden 178 Menschen bei dem schweren Unfall verletzt, zahlreiche befinden sich in kritischem Zustand.

Wie «Bild.de» berichtet, waren viele Passagiere Pilger. Sie wollten zum Jakobsfest in Santiago de Compostela. Auch eine Gruppe jugendlicher Pilger aus Italien befand sich in dem Unglücks-Zug.

Sämtliche Krankenhäuser in der Umgebung seien in Alarmzustand, suchten über die Medien nach Ärzten und Blutspenden, schreibt «Bild.de» weiter.

Der Zug «Alvia» hatte sich auf der Fahrt von Madrid zur Küstenstadt El Ferrol im Nordwesten Spaniens befunden und war nach jüngsten Angaben der Bahngesellschaft Renfe mit etwa 220 Passagieren und Bahnpersonal besetzt. Im Führerstand waren zwei Lokführer. Beide überlebten nahezu unverletzt.

Überlebender: «Menschen wurden zerquetscht»

Augenzeugen sprachen von schrecklichen Szenen und fürchteten, dass die Zahl der Todesopfer noch steigen könnte. Ein Nachbar sagte dem Radiosender, er habe eine heftige Explosion gehört und dann eine riesige Staubwolke gesehen.

Die Waggons des Zugs schoben sich ziehharmonikaförmig ineinander, lagen zum Teil auf der Seite oder in die Höhe verkantet. Der Präsident der autonomen Region Galicien, Alberto Nuñez Feijoo, beschrieb einen der Waggons als regelrecht «zerrissen». Nach dem Unglück stieg Rauch aus den Trümmern auf, aus der Lok schlugen Flammen.

Zeugen berichteten von Sitzen, die durch die Luft flogen. Einen der Waggons schleuderte es durch die Luft bis 15 Meter neben das Bahntrasse. Überlebende schilderten in den spanischen Tageszeitungen dramatische Szenen aus dem Zug. «Menschen wurden zerquetscht, überall war Blut, es war Horror!»

Anibal Malvar, der sich im Wagen acht befand, sagte der «El Mundo»: «Der Zug stürzte langsam zur Seite, es gab lautes Geschrei!» Dann sei der Wagen gegen eine Betonwand geknallt. «Sitze und Gepäck flogen durch die Gegend.»

Alen Pérez, der ebenfalls im Zug reiste, sagte zu «esRadio»: «Wir haben eine riesige Explosion gespürt, blutüberströmte Menschen flüchteten aus dem Zug. Schon kurz darauf kamen die Ambulanzen.» Viele der Passagiere seien unter Schock gestanden, andere versuchten denen zu helfen, denen es schlechter ging.

Blackbox soll weiter Aufschluss geben

Entlang der Gleise lagen mit Fortschreiten der Bergungsarbeiten immer mehr Leichen, die mit Tüchern bedeckt wurden. Zuletzt teilten die Behörden mit, über 70 Tote seien aus den Trümmern des Zugs geborgen worden. Weitere Menschen seien im Spital ihren schweren Verletzungen erlegen. Weiter hiess es, «bestimmte Bereiche» des Wracks seien weiter unzugänglich.

Ein Renfe-Sprecher sagte, es gebe «keinen Hinweis» darauf, dass es sich nicht um einen Unfall gehandelt habe. Die Unglücksursache werde untersucht. Erkenntnisse könnte demnach die Auswertung der sogenannten Blackbox des Zugs bringen, die noch gesucht wird.

Der 39-jährige Francisco Otero, der sich zum Zeitpunkt des Unfalls in einem Haus nahe der Unglücksstelle aufhielt, berichtete von einem «grossen Knall, als ob es ein Erdbeben gegeben hätte». «Das erste, was ich gesehen habe, war eine Frauenleiche», sagte er. Überall sei Rauch gewesen. Anwohner hätten versucht, mit Werkzeugen und blossen Händen Menschen aus dem Zug zu befreien.

Fest zu Ehren des Heiligen Jakobs abgesagt

Santiago de Compostela ist die Hauptstadt Galiciens und ein wichtiges Pilgerzentrum, das jährlich zehntausende Menschen anzieht. Heute sollte dort ein Fest zu Ehren des Schutzpatrons von Galicien, des Heiligen Jakobs, stattfinden. Die Behörden sagten jedoch die geplanten Feiern nach dem Unglück ab.

Der spanische Regierungschef Mariano Rajoy sprach den Opfern und ihren Angehörigen sein Beileid aus. «Ich möchte den Opfern des fürchterlichen Zugunglücks in Santiago meine Zuneigung und Verbundenheit ausdrücken», erklärte er. Zudem kündigte der Ministerpräsident an, die Unglücksstelle am Donnerstag zu besuchen.

Die Region Galizien rief eine siebentägige Trauer für die Opfer aus. König Juan Carlos und der Thronfolger Felipe sagten am Donnerstag alle offiziellen Termine ab, wie der Königspalast mitteilte. (sda/gtq/kmv/kko/spi/kab)

Schwere Bahnunglücke vergangener Jahre in Europa

Der Unfall in Spanien zählt europaweit zu den schwersten der vergangenen Jahre. Ein Überblick:

1998
Am 3. Juni ereignet sich das schwerste Zugunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte in der niedersächsischen Gemeinde Eschede, als ein ICE auf dem Weg von München nach Hamburg entgleist. 101 Menschen kommen ums Leben.

2000
Bei einem Frontalzusammenstoss zweier Personenzüge in der Nähe der südnorwegischen Stadt Lillehammer sterben am 4. Januar 19 Menschen.

2002
In der Nähe der Stadt Nancy im Nordosten Frankreichs sterben am 6. November in einem brennenden Schlafwagen auf dem Weg von Paris nach München zwölf Passagiere.

2003
Am 8. Mai kommen bei der Kollision eines Zugs mit einem deutschen Reisebus nahe der Stadt Siofok im Westen Ungarns 33 Menschen ums Leben. Knapp einen Monat später sterben am 3. Juni in der Nähe des ostspanischen Orts Chinchilla beim Zusammenprall eines Personenzuges mit einem Güterzug 19 Menschen.

2004
Im Nordwesten der Türkei entgleist am 22. Juli in der Nähe der Stadt Pamukova ein Schnellzug von Istanbul nach Ankara. 37 Menschen sterben.

2005
Nahe der zentralitalienischen Stadt Bologna fahren am 7. Januar ein Personen- und ein Güterzug ineinander. 17 Menschen kommen ums Leben.

2006
Zu Jahresbeginn sterben nahe der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica 47 Menschen, als ein Zug entgleist. Am 22. September kommen bei einem Unfall auf der Versuchsstrecke der Magnetschwebebahn Transrapid im niedersächsischen Lathen 23 Menschen ums Leben.

2009
Durch die Explosion eines Tankwaggons im Bahnhof der nordwestitalienischen Stadt Viareggio kommen am 30. Juni 29 Menschen ums Leben. Unweit der Stadt Iasi im Nordosten Rumäniens sterben beim Zusammenstoss eines Zugs mit einem Kleinbus am 14. August 13 Fahrgäste.

2010
Nahe der Stadt Halle im Umland der belgischen Hauptstadt Brüssel stossen am 15. Februar zwei Züge zusammen, 18 Passagiere sterben. In Marganez in der östlichen Zentralukraine kommen bei der Kollision eines Zugs mit einem Reisebus am 12. Oktober 45 Menschen ums Leben.

2011
Am 29. Januar rasen bei Oschersleben im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt bei voller Fahrt ein Regionalexpress und ein schwer beladener Güterzug ineinander. Zehn Menschen sterben.

2012
In Süden Polens sterben 16 Menschen, als zwei Personenzüge ineinander fahren.

2013

Am Bahnhof von Brétigny-sur-Orge, südlich von Paris, entgleisen mehrere Waggons eines Intercity-Zuges. Sechs Menschen sterben. Dutzende der 385 Reisenden werden verletzt. (SDA)

Der Unfall in Spanien zählt europaweit zu den schwersten der vergangenen Jahre. Ein Überblick:

1998
Am 3. Juni ereignet sich das schwerste Zugunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte in der niedersächsischen Gemeinde Eschede, als ein ICE auf dem Weg von München nach Hamburg entgleist. 101 Menschen kommen ums Leben.

2000
Bei einem Frontalzusammenstoss zweier Personenzüge in der Nähe der südnorwegischen Stadt Lillehammer sterben am 4. Januar 19 Menschen.

2002
In der Nähe der Stadt Nancy im Nordosten Frankreichs sterben am 6. November in einem brennenden Schlafwagen auf dem Weg von Paris nach München zwölf Passagiere.

2003
Am 8. Mai kommen bei der Kollision eines Zugs mit einem deutschen Reisebus nahe der Stadt Siofok im Westen Ungarns 33 Menschen ums Leben. Knapp einen Monat später sterben am 3. Juni in der Nähe des ostspanischen Orts Chinchilla beim Zusammenprall eines Personenzuges mit einem Güterzug 19 Menschen.

2004
Im Nordwesten der Türkei entgleist am 22. Juli in der Nähe der Stadt Pamukova ein Schnellzug von Istanbul nach Ankara. 37 Menschen sterben.

2005
Nahe der zentralitalienischen Stadt Bologna fahren am 7. Januar ein Personen- und ein Güterzug ineinander. 17 Menschen kommen ums Leben.

2006
Zu Jahresbeginn sterben nahe der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica 47 Menschen, als ein Zug entgleist. Am 22. September kommen bei einem Unfall auf der Versuchsstrecke der Magnetschwebebahn Transrapid im niedersächsischen Lathen 23 Menschen ums Leben.

2009
Durch die Explosion eines Tankwaggons im Bahnhof der nordwestitalienischen Stadt Viareggio kommen am 30. Juni 29 Menschen ums Leben. Unweit der Stadt Iasi im Nordosten Rumäniens sterben beim Zusammenstoss eines Zugs mit einem Kleinbus am 14. August 13 Fahrgäste.

2010
Nahe der Stadt Halle im Umland der belgischen Hauptstadt Brüssel stossen am 15. Februar zwei Züge zusammen, 18 Passagiere sterben. In Marganez in der östlichen Zentralukraine kommen bei der Kollision eines Zugs mit einem Reisebus am 12. Oktober 45 Menschen ums Leben.

2011
Am 29. Januar rasen bei Oschersleben im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt bei voller Fahrt ein Regionalexpress und ein schwer beladener Güterzug ineinander. Zehn Menschen sterben.

2012
In Süden Polens sterben 16 Menschen, als zwei Personenzüge ineinander fahren.

2013

Am Bahnhof von Brétigny-sur-Orge, südlich von Paris, entgleisen mehrere Waggons eines Intercity-Zuges. Sechs Menschen sterben. Dutzende der 385 Reisenden werden verletzt. (SDA)

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