Nicht nur politisch motivierte Gewalt hat die USA erfasst, viele Städte werden von einer Eskalation der Gewalt erschüttert. Brutalität scheint wie beiläufig und Alltag geworden zu sein, wie ein schockierender Vorfall in Los Angeles zeigt, der in den USA für Entsetzen sorgt. Ein Video zeigt, wie ein unbekannter Angreifer eiskalt, am helllichten Tag, zwei Polizisten mit Schüssen niederstreckt. Jetzt kämpfen die Angeschossenen im Krankenhaus um ihr Leben.
Zur Bluttat kam es am Samstagabend in Compton, einem Vorort von Los Angeles. Der Unbekannte schlendert lässig auf einen Streifenwagen zu. Er wirkt seelenruhig. Plötzlich zieht er seine Waffe, zielt ohne Vorwarnung auf die Beifahrerseite und drückt ab. Die Schüsse fallen ohne jeden Grund, ohne Provokation. Dann rennt der Täter weg – und bleibt flüchtig.
Die beiden Uniformierten im Wagen, eine 31-jährige Polizistin und ein 24-jähriger Kollege, werden von den Schüssen mehrfach getroffen. Beide schweben in Lebensgefahr. Sie «kämpfen um ihr Leben», schrieb das Sheriffs-Büro von Compton auf Twitter. Der Schütze habe ohne Vorwarnung und ohne Anlass das Feuer eröffnet. Die angeschossene Polizistin ist Medienberichten zufolge Mutter eines sechsjährigen Jungen.
Todesstrafe im Schnellverfahren
Nachdem die Polizei das Video auf Twitter veröffentlicht hatte, reagierte US-Präsident Donald Trump (74) prompt. «Tiere, die man hart schlagen muss!», forderte er auf Twitter.
Die Bilder der Weitwinkel-Überwachungskamera sind jedoch unscharf und verzerrt. Auch wenn mit Hochdruck nach dem Täter gefahndet wird, geben die Aufnahmen kaum Details über den Täter preis – etwa sein Aussehen oder seine Grösse.
Trump, ungehalten, forderte gleich die Todesstrafe für den Schützen, sollten die beiden Polizisten ihren Schussverletzungen erliegen: «Wenn sie sterben, Todesstrafe im Schnellverfahren für den Mörder. Nur so lässt sich das stoppen!»
Doch nicht, dass sich die Bevölkerung von Los Angeles geeint hinter die angeschossenen Polizisten stellen würde. Am Eingang der Notaufnahme des Krankenhauses, wo die Cops um ihr Leben kämpfen, versammelten sich Demonstranten, die skandierten: «Wir hoffen, sie sterben!»
Uniformierte lösten den Protest auf. Zwei Personen wurden festgenommen. Die Ordnungshüter schrieben auf Twitter: «An die, die ‹Wir hoffen, sie sterben› schreien: Blockieren Sie die Eingänge nicht. Menschenleben stehen auf dem Spiel, wenn Krankenwagen nicht durchkommen.»
Sheriffs im Zwielicht
Die Sheriffs in Compton standen unlängst in harter Kritik. Die «Los Angeles Times» berichtete Ende Juli über Vorwürfe, wonach sich innerhalb der Behörde eine kriminelle Bande gebildet habe. Sheriff Alex Villanueva ordnete eine Untersuchung an.
Nach den Schüssen auf seine Kollegen sagte Villanueva: «Unser Job wird nicht leichter, weil die Leute uns nicht mögen. Es kotzt mich an, es bestürzt mich.» (kes)