«Schämt euch!»
100'000 Menschen demonstrieren gegen Pegida

Zehntausende Pegida-Anhänger demonstrierten gestern deutschlandweit gegen die «Islamisierung des Abendlandes». Doch weit grösser war die Zahl der Gegen-Demonstranten.
Publiziert: 13.01.2015 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:46 Uhr
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«Flüchtlinge willkommen», steht auf einem Tuch, das Anti-Pegida-Demonstranten in Dresden hochhalten.
Foto: Reuters

Wenige Tage nach den islamistisch motivierten Anschlägen in Frankreich gingen auch diesen Montag Tausende Deutsche in Dresden auf die Strasse. 250'000 Personen waren es – so viele wie noch nie. Doch die Anhänger der Anti-Islam-Bewegung Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) waren nicht die einzigen, die protestierten.

Deutschlandweit formierten sich Anti-Pegida-Demos, an denen weit mehr Menschen teilnahmen. Landesweit waren es über 100'000 Menschen, die gegen Intoleranz und Hass protestieren – damit überstieg die Zahl der Gegen-Demonstranten in vielen Städten die der Pegida-Anhänger. «Schämt euch!», stand unter anderem auf Plakaten der Pegida-Gegner. «München ist bunt», war auf Plakaten der Protestierenden in der bayerischen Landeshauptstadt zu lesen.

Im Netz haben ausserdem bereits 400'000 Menschen die Petition «Für ein buntes Deutschland» unterschrieben. Das Ziel der Initianten sind eine Million Unterschriften.

«Wir sind eine Stadt für das Menschenrecht»

In Leipzig demonstrierten laut dem Oberbürgermeister Burkhard Jung mehr als 30'000 Menschen gegen einen Aufzug des Pegida-Ablegers Legida (Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes). Jung sagte angesichts der Masse der Gegendemonstranten: «Zehntausende sind unterwegs, um zu zeigen, wir sind eine Stadt für das Menschenrecht, für das Recht auf Asyl, für Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit.» Am Legida-Marsch nahmen lediglich rund 4800 Menschen teil.

In München standen nach Polizeiangaben 1500 Pegida-Sympathisanten 18'000 Gegnern gegenüber. «Wir stehen hier, weil wir das Feld nicht denen überlassen, die versuchen unsere Gesellschaft zu spalten», sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter.

In Berlin gingen 500 Pegida-Anhänger und bis zu 4000 Gegner auf die Strasse. In Hannover versammelten sich insgesamt rund 19'000 Pegida-Gegner und etwa 200 Anhänger der Bewegung.

In Düsseldorf kamen rund 350 Menschen zu der Kundgebung des dortigen Ablegers Dügida. An mehreren Gegendemonstrationen beteiligten sich der Polizei zufolge mehr als 4000 Menschen. In Heidelberg versammelten sich 4000 Teilnehmer zu einer Anti-Pegida-Demonstration.

Brennende Mülltonnen und Barrikaden

In Dresden verliefen die Proteste nach Polizeiangaben bis zum frühen Abend friedlich. In Leipzig hingegen kam es zu Auseinandersetzungen. «Es haben mehrere Barrikaden und Mülltonnen gebrannt», sagte ein Polizeisprecher.

Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte angesichts der aktuellen Spannungen: «Der Islam gehört zu Deutschland.»

Morgen nehmen sie und weitere Mitglieder der Regierung in Berlin an einer Mahnwache teil, zu der die Türkische Gemeinde Berlin und der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) aufgerufen haben. (SDA/lha)

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