Im Fall des verschwundenen saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi nimmt der Druck auf das Herrscherhaus in Riad zu. US-Präsident Donald Trump drohte dem Königreich mit ernsten Konsequenzen, falls es den Regimekritiker Khashoggi tatsächlich in seinem Konsulat in Istanbul ermordet haben sollte. Das sagte Trump dem Fernsehsender CBS am Sonntag. Der saudi-arabische Aktienindex brach daraufhin um sieben Prozent ein, die gehandelten Papiere verloren zeitweise 33 Milliarden Dollar an Wert.
Saudi-Arabien drohte daraufhin seinerseits den USA und anderen Ländern mit Vergeltung, falls sie Wirtschaftssanktionen gegen Riad verhängen sollten. In diesem Fall werde das Königreich mit stärkeren Massnahmen reagieren, zitierte die staatliche saudische Nachrichtenagentur am Sonntag einen Regierungsvertreter in Riad.
Der Journalist Jamal Khashoggi, der als Kritiker des saudischen Königshauses bekannt ist, hat am 2. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul betreten, verliess das Gebäude aber nicht mehr. Khashoggi wollte dort Dokumente für seine bevorstehende Hochzeit abholen. Die Türkei beschuldigt Saudi-Arabien, Khashoggi in dem Konsulat getötet und seine Leiche fortgeschafft zu haben.
Eine türkische Zeitung schrieb, sie besitze Aufnahmen, die den Mord beweisen sollen. Demnach habe Khashoggi vorm Betreten der Botschaft seine Apple-Watch mit seinem Smartphone gekoppelt. Das Smartphone habe er seiner Verlobten gegeben, die vor der Botschaft gewartet haben soll. Die Aufnahmen sollen in den Cloud-Speicher geladen worden sein. Experten sagen aber, dass ein derartiges Vorgehen technisch unmöglich ist.
Saudi-Arabien bestreitet alle Vorwürfe. Trotzdem hat Kronprinz Mohammed bin Salman die Behörden angewiesen, die Ermittlungen aufzunehmen. Am Montag soll ausserdem ein Team türkischer und saudischer Ermittler das Konsulat in Istanbul durchsuchen.