Satelliten-Fotos aus Myanmar beweisen
Soldaten brannten Hunderte Rohingya-Dörfer nieder

Hunderttausende von Muslimen aus Myanmar sind auf der Flucht. Erschreckende Satelliten-Bilder zeigen nun, wie die Armee unzählige Orten dem Erdboden gleichgemacht hat.
Publiziert: 24.09.2017 um 22:04 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 23:27 Uhr
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Seit August sind mehr als 410'000 Rohingyas über die Grenze von Myanmar nach Bangladesch geflohen.
Foto: AFP

Mehr als 420'000 Angehörige der muslimischen Rohingya-Minderheit sind auf der Flucht – weil sie in Myanmar um ihr Leben fürchten. Das dortige Militär reagierte mit brutaler Gegengewalt, nachdem im August Rohingya-Rebellen bei einem Angriff Dutzende Sicherheitskräfte von Myanmar töteten.

Dem Militär zufolge würden lediglich Terroristen bekämpft – doch neuste Berichte von «Human Rights Watch» zeichnen ein anderes Bild: Der Menschenrechtsorganisation zufolge haben Soldaten mehr als 214 Dörfer praktisch gänzlich zerstört. Dies zeige eine Analyse von Satellitenbildern. Der Augenschein wurde möglich, nachdem sich Monsun-Wolken verzogen haben.

Drei veröffentlichte Fotos zeigen, dass die Zerstörung viel grösser ist als bisher angenommen. Zehntausende von Häusern wurden niedergebrannt, in vielen Dörfern wurde mehr als 90 Prozent der Infrastruktur demoliert. Dies stützt Angaben von Rohingya-Flüchtlingen, die von Tötungen, Brandstifung und Plünderungen berichteten. Auch die Uno spricht von «ethnischen Säuberungen».

Landminen entlang der Grenze?

Geflüchtet sind die Rohingya ins Nachbarland Bangladesch. Die dortige Regierung hat nun einen Hilfseinsatz der Armee für die Flüchtlinge angeordnet. Die Soldaten sollen bei der Errichtung von Notunterkünften helfen und für Ordnung sorgen.

Die Anordnung wurde von Regierungschefin Sheikh Hasina erteilt. Sie forderte Myanmar auf, die Geflüchteten zurückkehren zu lassen. «Wir haben gesagt: Sie sind eure Bürger, ihr müsst sie zurücknehmen, für ihre Sicherheit und für ihre Unterbringung sorgen», sagte sie bei einem Treffen der 57 Mitgliedsstaaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) am Rande der UNO-Vollversammlung in New York.

Die Regierung von Myanmar reagiere jedoch nicht auf ihre Aufforderung. «Stattdessen legt Myanmar Landminen entlang der Grenze, um die Rückkehr der Rohingya zu verhindern", so Hasina. Sie rief die islamische Welt zu gemeinsamen Anstrengungen für eine Lösung der humanitären Krise in ihrem Land auf.

Seit 1982 staatenlos

Die Regierungschefin Bangladeschs warf Myanmar vor, gegen die Rohingya eine Politik der «ethnischen Säuberungen» zu betreiben. Im zu mehr als 90 Prozent von Buddhisten bevölkerten Myanmar werden die muslimischen Rohingya als illegale Einwanderer angesehen und als «Bengalen» bezeichnet - obwohl viele von ihnen seit Generationen im Land leben.

Im zu mehr als 90 Prozent von Buddhisten bevölkerten Myanmar werden die muslimischen Rohingya als illegale Einwanderer angesehen und als «Bengalen» bezeichnet – obwohl viele von ihnen seit Generationen im Land leben.

Die Rohingya sind staatenlos, seit das damalige Birma ihnen 1982 die Staatsbürgerschaft entzog. Der seit Jahren andauernde Konflikt war Ende August eskaliert, als Rohingya-Rebellen Soldaten und Polizisten Myanmars angriffen und dutzende Sicherheitskräfte töteten. (rey/sda)

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