Satellit ist Schrott
Russen-Rakete nach Start in Sibirien abgestürzt

Pannen-Serie beim russischen Raumfahrtprogramm: Nachdem ein Raumfrachter vergangenen Monat die richtige Umlaufbahn verpasste, stürzte heute ein Trägerrakete ab. Jetzt suchen Einsatzkräfte die Absturzstelle.
Publiziert: 16.05.2015 um 10:07 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:59 Uhr
Kurz nach dem Start in Baikonur stürzte die Trägerrakete ab.
Foto: Roskosmos

Gut drei Wochen nach dem Kontrollverlust über einen Weltraumfrachter muss Russlands Weltraumbehörde einen neuen Rückschlag mit einem ihrer Fluggeräte verkraften. Kurz nach dem Start einer Trägerrakete mit einem mexikanischen Satelliten vom Weltraumbahnhof im kasachischen Baikonur trat eine «Notfallsituation» ein, wie Roskosmos heute mitteilte.

Die Agentur Interfax meldete, es habe kurz nach dem Start der «Proton-M»-Rakete am Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan eine Havarie gegeben, die Mission sei missglückt. Ersten Erkenntnissen zufolge gab es  Probleme mit einem Motor an der dritten Raketenstufe. Eine Kommission soll die genaue Ursache ermitteln.

Ob es in der dünn besiedelten Region Transbaikalien im Süden Sibiriens Schäden durch den Absturz gab, war zunächst unklar. Nach Darstellung russischer Raumfahrtexperten könnten bis zu zehn Tonnen hochgiftiger Treibstoff an Bord der abgestürzten Trägerrakete gewesen sein. Die betroffene Region Transbaikalien ist bekannt für ihre unberührte Natur. Einsatzkräfte suchen nun nach der genauen Absturzstelle und riefen die Bevölkerung auf, Hinweise auf den Verbleib zu melden.

Bis Klarheit herrsche wurden alle weiteren Starts abgesagt. Betroffen ist der für Anfang Juni geplante Transport eines britischen Kommunikationssatelliten. Der bei der Havarie zerstörte 5,4 Tonnen schwere Kommunikationssatellit MexSat1 hätte Mexiko und Südamerika mit Dienstleistungen versorgen sollen.

Zwei Pannen an einem Tag

Der Verlust des mexikanischen Satelliten ereignete sich nur Stunden, nachdem es an der Internationalen Raumstation ISS selbst Probleme mit einem «Progress»-Weltraumfrachter gegeben hatte. Nach Angaben von Roskosmos zündete das Triebwerk eines an die ISS angedockten Frachters aus ungeklärter Ursache nicht zum geplanten Zeitpunkt.

Zum Anheben der ISS sollte der Antrieb des angedockten Raumfrachters «Progress M-26» genutzt werden. Allerdings habe die Bodenstation kein Signal über die Bereitschaft des Motors erhalten.

Die ISS bewegt sich in einer Höhe von rund 400 Kilometern über der Erde. Wenn die Station an Höhe verliert, wird die Bahn regelmässig mit Hilfe von Motoren korrigiert. Die sechs Raumfahrer an Bord der ISS waren an der Operation nicht beteiligt. Das Manöver soll am Montag wiederholt werden. Experten prüfen, ob ein anderes Triebwerk eingesetzt werden kann.

Letzter Zwischenfall erst wenige Wochen her

Die pannengeplagte russische Raumfahrt hatte erst vor wenigen Wochen einen unbemannten Frachter mit Treibstoff, Nahrungsmitteln und Sauerstoff verloren. Grund für das Scheitern des Transports war die Fehlzündung einer Raketenstufe Ende April. Der «Progress»-Frachter verglühte am 8. Mai beim Eintritt in die Erdatmosphäre.

Wegen der Panne waren auch die nächsten bemannten Raumflüge verschoben worden. Die Vorräte an Bord der ISS reichen nach Behördenangaben aus.

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