Kostet Trumps Putin-Kuschelkurs Soldatenleben?
1:04
Kopfgelder an Taliban:Kostet Trumps Putin-Kuschelkurs Soldatenleben?

Russland soll in Afghanistan Kopfgelder an Taliban bezahlt haben
Kostet Trumps Putin-Kuschelkurs Soldatenleben?

Donald Trump bestreitet russische Kopfgelder auf US-Soldaten. Das bringt ihm auch Kritik aus den eigenen Reihen.
Publiziert: 29.06.2020 um 13:09 Uhr
|
Aktualisiert: 30.06.2020 um 06:28 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/12
Donald Trump muss sich einmal mehr für seine Milde gegenüber Russland erklären – doch er will nicht.
Foto: AFP
Fabienne Kinzelmann

Donald Trump (74) hat eine neue Russland-Affäre am Hals. Er will nichts von russischen Kopfgeldern auf US-Soldaten in Afghanistan gewusst haben. Doch auch Vertreter seiner eigenen Partei wenden sich gegen den Präsidenten.

Neben dem als Trump-Kritiker bekannten republikanische Senator Lindsey Graham (64) forderte auch eine der wichtigsten Abgeordneten das Weisse Haus auf, die Berichte ernstzunehmen. «Wenn die Berichte wahr sind, muss sich das Weisse Haus erklären», twitterte Liz Cheney (53) am Sonntag. Sie will unter anderem wissen, wer über die Vorgänge wann Bescheid wusste – und was als Reaktion unternommen wurde «um unsere Streitkräfte zu schützen und Putin zur Rechenschaft zu ziehen».

Der russische Geheimdienst soll in Afghanistan militanten Islamisten Belohnungen für die Tötung ausländischer Soldaten versprochen haben. Wie US-Medien berichten, sollten Angriffe durch die Taliban und andere Milizen auf US-Truppen gefördert werden. Offenbar mit Erfolg: Wie die «Washington Post» am Sonntag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen aus militärischen Verhören berichtet, haben die Kopfgelder zum Tod mehrerer US-Truppen geführt.

Geheimdienste untersuchen Insider-Angriff im April

Die Lage ist verzwickt. Anders als in Syrien ist Russland am Krieg in Afghanistan nicht beteiligt, hat jedoch enormen Einfluss und unterstützt offiziell – wie die USA – die afghanische Regierung. Die Berichte, die offenbar auf zahlreiche Quellen in Geheimdienstkreisen zurückgehen, deuten darauf hin, dass sich in Afghanistan unter der Decke eine Art Stellvertreterkrieg abspielt – und Russland die Bemühungen des Westens gegen die islamistischen Kräfte im Land torpediert.

Wie viele Menschenleben Russlands mögliche Kopfgeldzahlungen genau kostete, ist noch unklar. Wie die «AP» berichtet, untersuchen die Geheimdienste etwa einen Insider-Angriff auf einen amerikanischen Konvoi im April 2019, bei dem drei US-Solaten getötet wurden, nachdem auf dem Weg zum US-Flugplatz Bagram ein mit Sprengstoff manipuliertes Auto in der Nähe ihrer gepanzerten Fahrzeuge explodiert war. Vier weitere Menschen wurden dabei verletzt.

Was wusste Donald Trump?

Verheerend: Stimmen die US-Medienberichte, wusste Donald Trump zu diesem Zeitpunkt bereits Bescheid über die russischen Kopfgeldzahlungen – unternahm jedoch nichts. Bereits Ende März beriet der Sicherheitsrat der Regierung über die Vorgänge. Zahlreiche Reaktionen wie etwa Sanktionen standen offenbar im Raum, eine offizielle Reaktion blieb jedoch aus.

Der US-Präsident bestreitet die Vorwürfe. Er will nicht Bescheid gewusst haben und bezeichnet die Berichte insgesamt als «unglaubwürdig». Auch das Weisse Haus weist zurück, dass der Präsident oder sein Vize Mike Pence (61) informiert gewesen seien – äusserte sich bislang jedoch explizit nicht zum Wahrheitsgehalt der Geheimdiensterkenntnisse.

«Schockierend» nennt die oberste Demokratin Nancy Pelosi (80) den Bericht über Russlands Kopfgeld-Zahlungen. Die Repräsentantenhaus-Sprecherin kritisiert Trumps Kuschelkurs gegenüber Putin. «Der Präsident konfrontiert die Russen nicht und leugnet, informiert worden zu sein», sagte sie dem Sender «abc». Es tue nichts zur Sache, ob er informiert worden sei – mindestens sein Stab habe Bescheid gewusst und einige Verbündete hätten die Berichte über russische Kofpgeldzahlungen bereits anerkannt. «Alle Wege führen zu Putin. Hier läuft etwas sehr falsch. Das bedarf einer Antwort.»

Russland und Taliban bestreiten Vorwürfe

Russland reagierte ungehalten auf die Recherchen. Das russische Aussenministerium startete eine regelrechte Offensive an Gegenvorwürfen: Die US-Geheimdienste sollen in Afghanistan in den Drogenhandel verwickelt sein und Bargeld an Kämpfer für das Durchschleusen von Transportfahrzeugen bezahlen. Zudem zweigten sie Geld aus Projekten ab, die US-Steuerzahler in Afghanistan finanzierten. Offenkundig hätten die US-Geheimdienste etwas dagegen, dass sich Moskau und Washington gemeinsam für friedliche Gespräche zwischen den Taliban und Kabul einsetzten. Sie fürchteten um diese «Nebeneinkünfte», hiess es in Moskau.

Auch die Taliban wiesen russische Kofpgeldzahlungen laut Medienberichten als gegenstandslos zurück. Erst am 29. Februar hatte die Terrorgruppe nach mehr als 18 Jahren Krieg einen Friedensvertrag mit den USA unterzeichnet. Der verspricht unter anderem den vollständigen Abzug der US-Truppen innerhalb von 14 Monaten – solange sich die Taliban an die Bedingungen halten. Dazu gehörte auch, Angriffe auf US-Truppen unverzüglich einzustellen.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?