Rüstungsexporte nach Israel
Deutschland hebt Beschränkungen auf

Deutschland hebt die im August wegen des Gaza-Kriegs verhängten Beschränkungen für Rüstungsexporte nach Israel wieder auf. Diese Entscheidung gelte ab dem 24. November, sagte der deutsche Regierungssprecher Stefan Kornelius der Deutschen Presse-Agentur
Publiziert: 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 10:43 Uhr
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Nach dem Frieden im Gaza-Krieg hat Deutschland seine Beschränkungen für Waffenexporte aufgehoben.

Darum gehts

  • Deutschland hebt Rüstungsexport-Beschränkungen nach Israel ab 24. November auf
  • Deutschland prüft Rüstungsexporte wieder individuell und reagiert auf Entwicklungen
  • Bis Mai 2025 wurden Exporte im Wert von fast 500 Millionen Euro genehmigt
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Nach dreieinhalb Monaten hebt die deutsche Regierung die wegen des Gaza-Kriegs verhängten Beschränkungen für Rüstungsexporte nach Israel wieder auf. Diese Entscheidung gelte ab dem 24. November, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Er begründete die Aufhebung unter anderem mit der seit dem 10. Oktober geltenden Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, die sich «in den letzten Wochen stabilisiert» habe. Ausserdem nannte er die Bemühungen um einen dauerhaften Frieden und die verstärkte humanitäre Hilfe im Gaza-Streifen. Berlin werde bei den Rüstungsexporten nun «generell wieder zur Einzelfallprüfung zurückkehren und auf die weiteren Entwicklungen reagieren».

Zunehmend aggressives Vorgehen der israelischen Streitkräfte

Kornelius betonte, dass sich Deutschland gleichzeitig weiterhin für einen dauerhaften Frieden in der Region einsetzen und sich bei der Versorgung der Menschen in Gaza und beim Wiederaufbau engagieren werde.

Der deutsche Kanzler Friedrich Merz hatte am 8. August angeordnet, dass vorerst keine Ausfuhren von Rüstungsgütern nach Israel mehr genehmigt werden, die im Gaza-Krieg verwendet werden können. Er reagierte damit auf ein zunehmend aggressives Vorgehen der israelischen Streitkräfte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Berlin zwar seine Kritik an der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu schrittweise verschärft, aber auf Sanktionen verzichtet.

Auch aus Israel kam scharfe Kritik

In Merz' christdemokratischer Union (CDU und CSU) sorgte die Entscheidung damals für massive Irritationen. Merz hatte sie zwar mit dem sozialdemokratischen Vizekanzler Lars Klingbeil abgesprochen, aber nicht mit der bayerischen CSU und der Führung der Unions-Fraktion im Bundestag.

Auch aus Israel kam scharfe Kritik. Netanyahu warf Deutschland vor, mit dem Beschluss die islamistische Hamas für deren Terror zu belohnen. Der israelische Botschafter Ron Prosor forderte erst in der vergangenen Woche in einem dpa-Interview wieder, den Waffenstillstand zum Anlass für eine Aufhebung der Exportbeschränkungen zu nehmen. Es seien «schöne Worte», zu sagen, dass Israel das Recht hat, sich selbst zu verteidigen, sagte er. «Aber wenn Israel nicht die Mittel hat, dann ist es problematisch.»

Nun kehrt die deutsche Regierung wieder zu ihrer früheren Praxis zurück. «Die Ankündigung vom 8. August zur Exportpraxis für bestimmte Rüstungsgüter gilt angesichts der veränderten Umstände nicht fort», erklärte Kornelius. Das bedeutet aber nicht, dass alle Anträge positiv beschieden werden. Die Regierung prüft jeden Einzelfall.

Eigentlich untersagen die Exportrichtlinien Lieferung von in Kriegs- und Krisengebiete

Kriegswaffenexporte hat die Merz-Regierung schon seit dem vergangenen Frühjahr nicht mehr genehmigt. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Israel nun wieder Motoren für seine Merkava-Panzer beziehen kann, die von der deutschen Firma Renk produziert werden.

Eigentlich untersagen die Exportrichtlinien der deutschen Regierung generell die Lieferung von Rüstungsgütern in Kriegs- und Krisengebiete. Es gibt aber Ausnahmen. Dazu zählt die Unterstützung der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russischen Angreifer, und auch Israel ist ein Sonderfall. Wegen der Ermordung von sechs Millionen Juden in Europa unter deutscher Nazi-Herrschaft gilt die Sicherheit Israels für Deutschland als Staatsräson. Deswegen wird beispielsweise auch der Export von U-Booten nach Israel mit Steuergeldern subventioniert.

Fall für die Justiz

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hatte Deutschland die Rüstungsexporte nach Israel zunächst sogar verstärkt, um Solidarität zu zeigen. Die Regierung des damaligen Kanzlers Olaf Scholz erteilte bis zu ihrer Ablösung am 6. Mai 2025 Exportgenehmigungen im Wert von fast einer halben Milliarde Euro. Auch die aktuelle Regierung erlaubte die Ausfuhr militärischer Ausrüstung nach Israel weiter, aber nur in geringem Umfang.

Die deutschen Rüstungsexporte sind seit geraumer Zeit auch ein Fall für die Justiz. Beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag ist eine Klage Nicaraguas anhängig, das Deutschland der Beihilfe zum Völkermord beschuldigt. Das Verwaltungsgericht Berlin hat erst in der vergangenen Woche Klagen mehrerer Palästinenser unter Berufung auf den Exportstopp zurückgewiesen. Für diese Klagen gibt es nun eine neue Bewertungsgrundlage.

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