In der Bar Feeling gibt es nicht nur Cappuccino und Vino. Es gibt auch viele Regeln zu befolgen. Sie sind auf gelben Zetteln gekritzelt. Sie hängen an der Scheibe der Beiz. Über der Theke. Oder kleben an der Espresso-Maschine. Denn hier in der Via delle Moratelle 107 im römischen Viertel Ponte Galeria ist «Corona verboten».
An diese Gesetze muss sich der Gast halten: Jedes Gespräch über das Virus ist untersagt. Auch darf weder über den Lockdown oder andere Eindämmungsmassnahmen der Regierung diskutiert werden noch über Fallzahlen oder die Virologie im Allgemeinen.
Klatschen und Tratschen sind erlaubt
Auf anderen gelben Zetteln gibt es Anregungen darüber, zu welchen Themen Plaudereien erlaubt sind. Zum Beispiel: Wer gewinnt in der Reality-Show «Il grande Fratello»? Man darf auch über Tagesaktualität reden, über Klatsch und Tratsch jeder Art, über Geschichte und Kultur – eigentlich über alles ausser über Corona und Co.
Die Idee hatte Wirtin Cristina Mattioli (35), und die Gäste finden sie toll. «Sie sind begeistert», sagt die junge Frau, «so schenken wir uns ein paar Minuten Positivität.» Früher hätten die Gespräche über die Pandemie die Stimmung gedrückt. Die Leute seien deprimiert gewesen, so Mattioli gegenüber der «Repubblica». «Eine Bar sollte doch Zuflucht bieten und ein Ort sein, an dem man sich entspannen, die Seele baumeln lassen kann.»
Masken-Ausreden ziehen nicht
Auch andere italienische Lokale greifen die Corona-Krise auf und steuern dagegen. So ein Restaurant in Tivoli bei Rom. «Komm rein, wenn du Hunger hast», heisst es auf einer schwarzen Tafel am Eingang der Taverne Dracula. Die Einladung gilt für alle. Jene, die kein Geld haben, können von 12.30 bis 14.30 Uhr gratis essen. Der vom rumänischen Wirt angebotene Caritas-Monat dauert vom 10. November bis zum 3. Dezember 2020.
Mit Humor geht der Wirt einer traditionellen Bar an der Piazza von Ponte Milvio mit der Pandemie um. An der Eingangstür hängt ein Schild mit Ausreden, die in seinem Lokal nicht mehr ziehen. Es geht um die Maskenpflicht. «Ich habe die Maske im Auto vergessen», «Zu Hause habe ich 100 Stück davon» oder «Gerade hatte ich noch eine, jetzt ist sie plötzlich weg» wird nicht goutiert. «Wer keine Maske trägt, kommt nicht in meinen Laden», sagt Besitzer Daniele Pallotta (42). Basta.