Richter stellt Charlies Eltern Ultimatum bis Mittwoch
Findet Beweise zur Heilung oder wir stellen die Maschinen ab!

Am Montag fand am Londoner High Court erneut eine Verhandlung im Falle Charlie Gard statt. Sein Spital möchte ihn sterben lassen, doch die Eltern wehren sich. Die Ärzte geben ihnen bis Mittwochnachmittag Zeit, um neue Beweise zur Wirksamkeit einer experimentellen Behandlung zu präsentieren.
Publiziert: 11.07.2017 um 21:58 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:14 Uhr
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Conny Yates und Chris Gard bei der Gerichtsverhandlung am Montag. Sie haben 48 Stunden Zeit, um neue Beweise zu präsentieren.
Foto: Keystone

Conny Yates und Chris Gard aus England dürfen noch ein bisschen um das Leben ihres Babys Charlie (11 Monate) hoffen. Bei der Anhörung am Montag am High Court – dem höchsten Gericht in London – wurde ihnen eine Frist bis Mittwochnachmittag gegeben. Die Eltern müssen bis zur nächsten Anhörung am Donnerstag Beweise zur Wirksamkeit einer experimentellen Behandlung in den USA sammeln. 

Der kleine Charlie leidet an einer schweren Erbkrankheit; kann deswegen weder sehen noch hören noch selbständig atmen. Deshalb hatten die Ärzte des Great Ormond Street Spitals in London entschieden, ihn sterben zu lassen. Sie glauben nicht an eine Genesung.

Alle Gerichte haben dem Antrag des Spitals stattgegeben. Auch der Europäische Gerichtshof schloss sich diesem Urteil an. Doch die Eltern beharrten weiterhin auf einer Behandlung in den USA, haben sogar knapp 1,5 Millionen Pfund über Crowdfunding gesammelt. 

Auch der Papst und Donald Trump haben sich mittlerweile in den Fall eingeschaltet. Sie sprachen den Eltern Unterstützung zu (BLICK berichtete). 

Spital bittet um neue Anhörung 

Die erneute Anhörung am Londoner High Court vom Montag fand statt, weil der behandelnde Spital letzte Woche von diversen internationalen Spitälern kontaktiert wurde. Die Experten sagten, sie hätten Beweise für eine erfolgreiche Behandlung, wie BBC berichtet.

«Wir glauben, dass es richtig ist, neue Beweise anzuschauen», so ein Sprecher des Spitals. Das Gericht solle deshalb die neuen Unterlagen bewerten – und dann eine Entscheidung fällen. 

Doch das Spital habe seine Meinung nicht geändert, wie ihr Sprecher berichtet. Man werde weiterhin in Charlies Interesse handeln. Heisst: Ihn sterben zu lassen. 

Emotionale Gerichtsverhandlung

Das Spital hat auch vor Gericht seine Position klar vertreten. «Die lebenserhaltenden Maschinen sollen wegen irreversibler Schäden ausgeschaltet werden», erklärte Katie Gollop, die Anwältin des Spitals. Charlies Mutter konnte sich nach dieser Aussage nicht mehr beherrschen. «Wann werdet ihr endlich die Wahrheit sagen?», schrie sie. 

«Sie haben uns gesagt, wir könnten ihn in den USA behandeln lassen, wenn wir genug Geld sammeln», bezog sich die Mutter auf eine Aussage des Londoner Spitals vom Januar. 

Trotz emotionsgeladener Verhandlung liess sich der Richter nicht beeindrucken. Er werde sein Urteil nur aufgrund neuer Fakten fällen – und sich nicht von Twitter-Nachrichten oder der öffentlichen Meinung beeinflussen lassen. 

Erfolgsstory aus den USA macht Charlies Eltern Mut

Dass der Fall national und international für hohe Wellen sorgt, zeigen auch die 350'000 Unterschriften diverser Petitionen, die die Ausreise von Charlie in die USA fordern.

Auch Personen mit ähnlichem Schicksal unterstützen die Eltern. Insbesondere Olga und Arthur Estopinan aus den USA. Sie haben Yates und Gard kontaktiert, um ihnen Mut zu machen. Ihr Sohn Arturito (6) leidet wie Charlie am Mitochondrialem DNA-Depletionssyndrom (MDS). Bei ihm hat die experimentelle Nukleosiden-Bypass-Therapie – die auch Charlies Eltern fordern – angeschlagen. Mittlerweile kann sich Arturito sogar wieder bewegen. 

Das Geld für die Behandlung hätten die Eltern von Charlie bereits gesammelt. Doch ohne die Erlaubnis des Gerichts dürfen sie den Knaben nicht in die USA bringen. (maz)

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