Darum gehts
- Pseudoephedrin in Erkältungsmedikamenten könnte für bestimmte Gruppen gefährlich sein
- Studie untersucht möglichen Zusammenhang zwischen Pseudoephedrin und Herz-Kreislauf-Problemen
- 42-jähriger Mann starb nach Einnahme von Aspirin Complex
Der Sommer verabschiedet sich langsam, die kühleren Tage kehren zurück – und damit die Erkältungssaison. Bald dürften in Apotheken wieder vermehrt Tabletten und Pülverli gegen die nervigen Viren über die Theke gehen. Solche Medikamente sind oft rezeptfrei zu bekommen und enthalten häufig das Präparat Pseudoephedrin.
Dieses wirkt, indem es Gefässe im Körper zusammenzieht und somit zu einer Abschwellung der betroffenen Schleimhäute führt. So öffnet sich beispielsweise eine verstopfte Nase. Für bestimmte Gruppen könnte der Wirkstoff jedoch gefährlich sein, wie Wissenschaftler an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf befürchten – eine Studie soll nun Licht ins Dunkel bringen.
Jüngere Menschen wohl öfters betroffen
Erste Vermutungen, dass die Einnahme des Medikaments für sensible Personen risikobehaftet sein könnte, kamen nach dem Tod eines 42-Jährigen auf. Der Mann nahm ein Aspirin Complex ein und erlitt nur 30 Minuten später einen Herzinfarkt. Einige Tage später war er tot – noch nie zuvor hatte der Mann Probleme mit seinem Herz-Kreislaufsystem gehabt.
Ein Röntgenbild ergab später, dass sich die Herzkranzgefässe verkrampft hatten. Wie Professor Dr. Thomas Eschenhagen, Direktor des Instituts für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erklärt, seien speziell junge Menschen gefährdet. «In der Literatur findet man seit Jahren ähnliche Fallberichte, oft bei zuvor völlig unauffälligen, häufig jungen Menschen.»
Eschenhagen will nun untersuchen, welche Faktoren dazu beitragen, dass das Herz-Kreislaufsystem bestimmter Menschen bei der Einnahme von Pseudoephedrin geschwächt wird.
Seltene Gen-Konstellation als Auslöser?
Studien zeigten bisher keinen Zusammenhang zwischen Pseudoephedrin und negativen Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem. Eschenhagen sieht eine seltene Gen-Konstellation als möglichen Auslöser. «Eine naheliegende Erklärung ist, dass eine besondere – seltene – Gen-Konstellation existiert, die einzelne Menschen dafür besonders empfänglich macht.»
Diese soll nun gefunden werden. Dafür werden Infarktpatienten und -patientinnen bei einem Spitalaufenthalt gefragt, ob sie Pseudoephedrin-haltige Medikamente eingenommen haben. Weisen diese dann auch verkrampfte Gefässe auf, sollen sie nach auffälligen Gen-Konstellationen untersucht werden.
So will man einen Gen-Test erarbeiten, um potenziell gefährdete Personen vor den Nebeneffekten schützen zu können.