Bautzen ist eigentlich ein idyllisches Fleckchen Erde. Die 40'000-Einwohner-Stadt in Ostdeutschland liegt in der Oberlausitz, einer Region mit viel Wald und unzähligen Teichen. Bautzen hat eine gemütliche Altstadt, einen Dom und eine Stadtmauer.
Und Bautzen hat ein Problem mit Gewalt. Am Mittwochabend gerieten 80 Einheimische - zum grössten Teil aus dem rechten Spektrum - mit rund 20 jungen Asylbewerbern auf dem Kornmarkt aneinander. Es kam aus beiden Lagern zu verbalen und tätlichen Übergriffen, Flaschen flogen. Später belagerten Rechte die Flüchtlingsunterkunft.
Wieder sorgt diese kleine sächsische Stadt deutschlandweit für Empörung. Im Februar hatten Unbekannte ein ehemaliges Hotel angezündet, in das Flüchtlinge einziehen sollten. Schaulustige sollen den Brand bejubelt haben.
Konflikt schaukelt sich hoch
Im März wurde der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck bei einem Besuch in Bautzen von einem Mob als «Volksverräter» beschimpft. Er wollte mit Bürgern über die Flüchtlingspolitik diskutieren.
Der Konflikt spitzte sich zu. Zum Epizentrum entwickelte sich dabei der Kornmarkt. Am vergangenen Freitag trafen dort rechte Demonstranten auf linke Gegendemonstranten, denen sich junge Asylbewerber angeschlossen hatten, aufeinander. Die Einsatzkräfte hielten beide Lager auf Distanz, berichtet die «Sächsische Zeitung».
Ein 14-jähriger Syrer warf demnach später eine Flasche nach einem 47-jährigen Deutschen, der daraufhin ein Messer zückte. Den Polizisten gelang es, die Männer zu trennen und das Messer sicherzustellen.
Fremdenfeindliche Parolen
In den Ausschreitungen am Mittwochabend sieht Bürgermeister Alexander Ahrens jetzt eine «neue Qualität der Auseinandersetzungen» in seiner Stadt. Der Deutschen Presse-Agentur sagte Ahrens: «Es kann nicht sein, dass Bautzen zum Spielplatz von gewaltbereiten Rechten wird.»
Was die Eskalation in der Nacht zu Donnerstag ausgelöst hat, ist noch unklar. Laut Polizei soll die Provokation von Flüchtlingen ausgegangen sein. Die Gegenseite habe fremdenfeindliche Parolen skandiert.
Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping räumte in den ARD-«Tagesthemen» am Donnerstagabend ein, dass einige Regionen in Sachsen ein Problem mit Rechtsextremismus hätten. Der Vorfall am Mittwochabend sei allerdings nicht repräsentativ für die Stadt.
Der Landkreis Bautzen will den etwa 30 in der Stadt lebenden jugendlichen Flüchtlingen nun ein Alkoholverbot und eine Ausgangssperre ab 19.00 Uhr aussprechen. Ausserdem kündigte die Stadt in einer Pressemitteilung, die Bürgermeister Ahrens bei Facebook veröffentlichte, mehr Polizeipräsenz vor Ort an.