Razzia bei Terre des Hommes
SMS-Aktion bringt Hilfswerk unter Kinderprostitutions-Verdacht

Das Schweizer Kinderhilfswerk Terre des Hommes stand dieses Wochenende im Visier der nepalesischen Polizei. Eine neue Kampagne hatte die Bevölkerung aufgeschreckt.
Publiziert: 22.12.2014 um 15:32 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:36 Uhr
Fast jede zweite Sexarbeiterin in Nepal ist unter 18 Jahre alt.
Foto: Tdh/Giulio di Sturco

«Sex mit Jungen und Mädchen. Wollen Sie mehr wissen? Rufen Sie an!» Mit diesem SMS, verschickt vergangenen Freitag an über 400'000 Erwachsene in Nepal, löste das Schweizer Kinderhilfswerk Terre des Hommes tags darauf einen Polizeieinsatz aus.

Beamte der Kriminalpolizei hätten in den Büros der Organisation in Kathmandu eine Razzia durchgeführt, sagt Sprecher Marc Kempe. Die Behörde hätte Beschwerden von Menschen erhalten, die nicht begriffen hatten, dass es sich bei den SMS um eine Präventions-Kampagne handelte. Sie verdächtigten Terre des Hommes, tatsächlich Kinderprostitution zu fördern. «Dabei hatten wir zuvor die entsprechenden Regierungsstellen und die Polizei informiert», sagt Kempe.

Offenbar war die Information nicht zu den Mitarbeitern der Kripo durchgesickert. «Sie wollten den Fall klären und die Aktion stoppen», erzählt Kempe. Erst später konnte das Missverständnis geklärt werden. Heute Morgen fand in Nepal eine Pressekonferenz statt, an der das Kinderhilfswerk über den Hintergrund der Kampagne informierte.

Laut Terre des Hommes sind bis zu fünfzig Prozent der Prostituierten in Nepal minderjährig. Die SMS-Aktion gilt als Startschuss für eine insgesamt zwei Jahre dauernde Kampagne, durch die das Bewusstsein für Kinderprostitution geschärft und die Bevölkerung dazu gebracht werden soll, sich mehr gegen minderjährige Sexarbeiterinnen einzusetzen. (lha)

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