«Vielleicht habe ich es etwas übertrieben»
Jetzt spricht der deutsche Dachdecker über seine rassistische Stift-Suche

Eine rassistische Stellenausschreibung in Deutschland sorgt gerade für Wirbel. Ein Dachdecker sucht nach neuen Auszubildenden und hat dabei konkrete Vorstellungen.
Publiziert: 19.04.2025 um 09:55 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2025 um 09:56 Uhr
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Mit diesem Inserat feiert ein Dachdecker sein 30-Jahr-Jubiläum und sucht gleichzeitig nach einem neuen Stift – allerdings mit rassistischen Kriterien.
Foto: Screenshot

Darum gehts

  • Rassistische Stellenanzeige eines Dachdeckers sorgt in Sachsen für Empörung
  • Stadtverwaltung distanziert sich und stellt Strafantrag gegen das Inserat
  • Handwerkskammer Dresden betont Vielfalt im Handwerk und lehnt Rassismus ab
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Johannes HilligRedaktor News

«Keine Hakennasen, keine Bimbos!» Ein Dachdecker aus Sachsen (D) sucht mit diesen rassistischen Worten nach neuen Auszubildenden. Die Anzeige ist im Sebnitzer Amtsblatt «Neues Grenzblatt» erschienen.

Auf den ersten Blick wirkt sie nicht aussergewöhnlich. Die Firma feiert 30 Jahre Jubiläum. Der Dachdeckermeister Ronney W.* dankt seinen Kunden und Geschäftspartnern für die Treue und das Vertrauen über die lange Zeit. Anschliessend erwähnt der Betrieb, dass es einen Ausbildungsplatz für das nächste Jahr gebe. Dann folgt der rassistische Absatz. Und der Schluss des Schreibens: «Wir wünschen Ihnen frohe Ostern und sonnige Feiertage!»

«Vielleicht habe ich es etwas übertrieben»

Die Anzeige ist mittlerweile nicht mehr in der Onlineversion des Blatts zu finden. Und der Dachdecker wollte sich nicht zu dem Inserat äussern. Erstmal! Doch dann bricht er doch sein Schweigen. «Den Text habe ich ersonnen. Vielleicht habe ich es etwas übertrieben, aber das Land und seine Politik treibt mich dazu», sagt er zu «Bild». Den Wirbel, der entstanden sei durch die Anzeige, verstehe er nicht. 

Hintergrund: Die Stadtverwaltung der kleinen Gemeinde distanzierte sich von dem Inserat. «Volksverhetzung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz und werden in jeder Form abgelehnt», schrieb die Stadtverwaltung in einem Post auf Facebook. Ausserdem wurde Strafantrag gestellt. 

Auch die Handwerkskammer distanziert sich von dem Inserat. «Die Handwerkskammer Dresden stellt klar, dass sie sich von Rassismus distanziert und die Vielfalt im Handwerk betont», sagt Volker Beck von der Handwerkskammer zur «Jüdischen Allgemeinen». 

«Die Veröffentlichung dieser Zeitungsanzeige war ein schwerwiegender Fehler»

Für den Dachdecker ist seine Anzeige keineswegs menschenverachtend. In seinen Augen sei das Verhalten der Menschen, «die in unser Land kommen», menschenverachtend, poltert er weiter. Dann zeigt er doch so etwas wie Reue. «Vielleicht hätte ich es so nicht formuliert, wenn mich der Anzeigenverkäufer darauf aufmerksam gemacht hätte.» 

Dass Ronney W. nochmals eine Anzeige im Sebnitzer Amtsblatt «Neues Grenzblatt» schalten wird, ist ausgeschlossen. Der Verlag, der für das Amtsblatt zuständig ist, distanzierte sich ebenfalls von dem Inserat. «Die Veröffentlichung dieser Zeitungsanzeige war ein schwerwiegender Fehler, für den wir aufrichtig um Entschuldigung bitten. Dieser Fehler ist nicht wiedergutzumachen, und wir bedauern zutiefst, dass er geschehen ist», erklärte der Verlag gegenüber «Bild». 

* Name bekannt

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