Putin verzichtet auf Feier
Jubiläum ohne Jubel: 100. Jahrestag der Revolution in Russland

Am hundertsten Jahrestag der Oktoberrevolution hat Russlands aktuelle Führung ihre Distanz zu dem epochemachenden Umsturz von 1917 hervorgehoben. Präsident Wladimir Putin liess über seinen Sprecher erklären, dass er den Dienstag wie einen ganz normalen Arbeitstag verbringe.
Publiziert: 07.11.2017 um 16:07 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:40 Uhr
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Das turbulente Revolutionsjahr und die Vorgeschichte im Zeitstrahl.
Foto: HEIKE PIETSCH

An Gedenkveranstaltungen beteiligte er sich nicht. Putins Regierung tut sich schwer mit dem Jubiläum des bolschewistischen Umsturzes. Der Präsident bezeichnete die Ereignisse von 1917 kürzlich als «komplexen Bestandteil unserer Geschichte«. Ihm gehe es im Jubiläumsjahr darum, «die Vergangenheit mit Respekt und Objektivität zu behandeln».

Der Kreml-Chef betrachtet die Wahrung der Stabilität Russlands als eine seiner Hauptaufgaben. An der Verherrlichung eines Volksaufstands, der zum Sturz einer Regierung führte, hat Russlands Führung kein erkennbares Interesse.

Es werde «keine Feierlichkeiten» zum Jahrestag geben, hatte der Chef des vom Kreml eingesetzten Organisationskomitees, Konstantin Mogilewski, im Vorfeld gesagt. Der Kreml wolle revolutionäre Umstürze, wie sie sich in den vergangenen Jahren in anderen früheren Sowjetrepubliken ereignet hatten, vermeiden.

Russlands Präsident Wladimir Putin will keine Feierlichkeiten zum 100-Jahresjubiläum der Oktoberrevolution abhalten. Für ihn ist es ein ganz normaler Dienstag wie jeder andere. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/EPA SPUTNIK POOL/MIIKHAIL KLIMENTYEV

Kundgebung der Kommunisten

Russlands Kommunistische Partei rief für Dienstag zu einer Kundgebung nahe dem Karl-Marx-Denkmal in Moskau auf. Mehrere tausend Menschen beteiligten sich mit roten Fahnen am sogenannten «Marsch linker Kräfte«.

Nach Angaben von KP-Chef Gennadi Sjuganow nahmen auch Vertreter aus 80 anderen Ländern teil. Zu sehen waren unter anderem die Flaggen Kubas und das Emblem der italienischen KP. Viele Teilnehmer trugen Porträts des sowjetischen Revolutionsführers Wladimir Iljitsch Lenin und des Diktators Josef Stalin. Der Zulauf zu der Kundgebung war allerdings geringer als von Sjuganow erwartet.

Auch die regierungskritische linksgerichtete Gruppe «Anderes Russland» plante für Dienstag Gedenkveranstaltungen zu Ehren der Revolution. Am Vortag waren bei einer nicht genehmigten Kundgebung der Gruppe in St. Petersburg 23 Menschen festgenommen worden; sechs von ihnen seien am Dienstag zu Haftstrafen bis zu 33 Tagen verurteilt worden, teilte eine Sprecherin von «Anderes Russland» mit.

Auf dem Roten Platz in Moskau fand am Dienstag wie jedes Jahr eine kleine Militärparade statt. Diese erinnert an die Verteidigung Moskaus im Zweiten Weltkrieg 1941, nicht an die bolschewistische Oktoberrevolution.

Im Jahr der Russischen Revolution 1917 ziehen am 18. Juni 1917 Demonstrationszuege mit Transparenten durch die Strassen von Petrograd.
Foto: STR

Öffentlichkeit wenig an Jubiläum interessiert

In Russlands Öffentlichkeit fand das Jubiläum keinen grossen Widerhall. In einer Umfrage, die von der KP in Auftrag gegeben wurde, sagten 58 Prozent der Befragten, sie wüssten nichts über den bevorstehenden Jahrestag.

Nur wenige Zeitungen berichteten am Dienstag auf der Titelseite darüber. Die Boulevardzeitung «Komsomolskaja Prawda» titelte: «Grosse Feier oder grosse Tragödie?»

In der Zeit der Sowjetunion war der 7. November einer der wichtigsten Feiertage. Er wurde in der Regel mit grossen Militärparaden gefeiert. Putin schaffte den Feiertag 2005 ab. Nur noch im benachbarten Weissrussland gibt es den Feiertag noch.
(SDA)

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