In der Hafenstadt Sewastopol, der grössten Stadt auf der Halbinsel Krim, empfing ein Orchester die Reisenden mit festlicher Musik. Doch der Ukraine war nach Ankunft des ersten russischen Personenzuges auf der Schwarzmeer-Halbinsel nicht nach Feiern zumute. Ermittler in Kiew haben ein Strafverfahren wegen Grenzverletzung eingeleitet.
Der Personenzug aus St. Petersburg habe am Mittwoch auf der Krim-Brücke illegal die Staatsgrenze der Ukraine überquert, teilte die zuständige Behörde der Generalstaatsanwaltschaft in Kiew mit. Die Krim gehört völkerrechtlich seit 1954 zur Ukraine, der Nachbar Russland sieht sie als sein Staatsgebiet an.
Der russische Präsident Wladimir Putin (67) hatte die Zugverbindung am Montag mit einer weltweit beachteten Bahnfahrt eröffnet. An dem Tag fuhr auch der Zug aus St. Petersburg los. Am Mittwoch erreichte er sein Ziel.
Brücke des Anstosses
Im Herzen des neuen Konflikts steht die von Russland gebaute Krim-Brücke. Seit vergangenem Jahr ist die mit 19 Kilometern längste Brücke Europas und Russlands bereits für den Autoverkehr freigegeben.
Die Kosten des Megaprojekts in der Meerenge von Kertsch – zwischen Schwarzem und Asowschem Meer – werden mit 228 Milliarden Rubel (3,6 Milliarden Franken) angegeben.
Die Ukraine hatte den Zugverkehr auf die Krim 2014 eingestellt. Dass nun erstmals wieder Züge von russischem Kernland auf die Halbinsel rollen, sieht das Land als Verletzung seiner Souveränität und territorialen Unversehrtheit.
Direkt über russisches Gebiet ans Schwarze Meer
Der Zug aus St. Petersburg mit 17 Wagen für insgesamt 600 Passagieren hatte die Strecke von 2471 Kilometern auf die Krim in 43,5 Stunden zurückgelegt. Von Moskau aus gibt es nun auch täglich eine Verbindung in die Krim-Hauptstadt Simferopol. Start der rund 2000 Kilometer langen Fahrt, die rund 33 Stunden dauert, war am Dienstagabend.
Früher fuhren die Züge durch die Ukraine. Die Brücke erlaubt die Umfahrung von ukrainischem Staatsgebiet und macht die Halbinsel direkt vom russischen Krasnodar aus erreichbar.
Die Ukraine hatte den Zugverkehr auf die Krim 2014 eingestellt. Dass nun erstmals wieder Züge von russischem Kernland auf die Halbinsel rollen, sieht das Land als Verletzung seiner Souveränität und territorialen Unversehrtheit. (kes/SDA)