Eine kleine Anekdote zeigt, wie der Amerikaner tickt: Nachdem am vergangenen Mittwoch eine Swiss-Maschine mit Triebwerkschaden in der Schnee-Pampa Kanadas notlanden musste, äusserten sich die Schweizer Gölä-Musiker Corinne «Coco» (31) und Stefan «Stee» Gfeller (29) auf Facebook glücklich darüber, dass sie «dank Swiss alle wohlauf» seien.
Anders tönte es beim amerikanischen Youtube-Star Leroy Sanchez (25). Er teilte den Tweet eines kalifornischen Benutzers mit dem Inhalt: «Hoffentlich wird die Swiss Leroy Sanchez den Flug rückerstatten, sonst könnte es eine Klage geben.»
Statt auf Selbstverantwortung setzen die Amerikaner auf Millionenklagen, sperren Unschuldige jahrelang in Todeszellen, spielen Weltpolizei und mischen sich in Konflikte anderer Länder ein. Sie gestatten das Tragen von Waffen, verdrängen ihr Alter mit Schönheits-OPs und haben einen Bodymass-Index, der oft weit über dem gesunden Durchschnitt liegt.
Und nun haben sie auch noch Donald Trump zum Präsidenten gewählt!
Warum tickt Amerika so anders? Olaf Knellessen (65), Psychoanalytiker und Dozent am Psychoanalytischen Seminar Zürich, erklärt: «Die Amerikaner haben einen Hang zur Inszenierung. Zudem lieben sie es zu träumen und zu spielen.»
Schon mit John F. Kennedy (†46) und Ronald Reagan (†93) hätten sie Präsidenten gewählt, die sie zur Ikone hochstilisieren konnten.
Der Hang zur Inszenierung gehe auf die europäischen Einwanderer zurück. Knellessen: «Diese kamen mit einem Traum, der sich unter anderem in der Filmfabrik Hollywood sowie in verrückten Städten wie New York, Los Angeles und Las Vegas widerspiegelt. Auch die Flüge ins All sind eine Fortsetzung dieses Traums.» Die Rekordjagd bei Millionenklagen, die Porno-Industrie, die Todesurteile, das Tragen von Waffen – alles sei ein Teil der Inszenierung.
Die ersten Einwanderer waren auch sehr gläubig. Gleichzeitig wollten sie Neues entdecken, was zu Spannungen und der so oft zitierten Doppelmoral geführt habe.
Olaf Knellessen betont aber auch, dass die Amerikaner über die Fähigkeit verfügten, Freude zu zeigen und nicht alles so ernst zu nehmen, wie es etwa die Europäer tun. Knellessen: «Sie sind ein wenig wie Kinder.»
Nein, eine Psychotherapie bräuchten die Amerikaner nicht: «Sie zeigen immer wieder, dass sie in der Lage sind, sich selber auf die Beine zu stellen.»