Jetzt ist die Zeit im Vatikan für Kommandant Daniel Rudolf Anrig abgelaufen. Heute wurde der 42-Jährige aus Walenstadt SG verabschiedet.
Ein militärischer Akt im Ehrenhof des Gardequartiers bildete den Rahmen für die interimistische Übergabe des Kommandos an den bisherigen Vize-Kommandanten Christoph Graf. Dieser übernimmt die Aufgabe bis zur Regelung der Nachfolge Anrigs kommissarisch.
Anrig habe bei der Zeremonie ein positives Fazit seiner Kommandozeit gezogen, teilte die Medienstelle der Schweizergarde per Communiqué mit. Er übergebe seinem Nachfolger «eine Garde in tadellosem Zustand».
«Frischer Wind» für die Garde
Papst Franziskus, der sich Anfang Dezember dazu entschieden hatte, den Garde-Kommandanten auszuwechseln, hatte Anrig bereits gestern zu einer Privataudienz empfangen. Worüber dabei gesprochen wurde, ist nicht bekannt. Der 42-Jährige wäre gerne noch länger Kommandant geblieben, seine Ablösung sei aber auch ein positives Zeichen. «Es zeigt, dass sich der Papst für die Garde interessiert», sagte Anrig.
Nach Ansicht des Kommandanten will der Pontifex mit dem Wechsel an der Spitze «frischen Wind in die Garde reinbringen». Hinweise, dass Franziskus die Garde komplett abschaffen könne, sehe er nicht.
«Die Gardisten verstehen das»
Anrigs Abgang hatte zahlreiche Spekulationen über die Zukunft der traditionsreichen Garde, die seit mehr als 500 Jahren für den Schutz des Papstes zuständig ist, ausgelöst. So hatten italienische Medien berichtet, die Schweizergarde sei dem Papst zu militärisch und er wolle sie deshalb reformieren oder sogar abschaffen.
Anrig wehrte sich gegen Vorwürfen, er habe zu sehr auf Disziplin gepocht. «Zur Kritik am Führungsstil ist zu sagen, dass die Garde mit 110 Mann rund um die Uhr Dienst leisten muss. Das bedingt eine straffe Führung, und die Gardisten verstehen das», sagt er in einem heute erschienenen Interview im «Tages-Anzeiger». «Ich konnte zahlreiche Reformen umsetzen, die das Leben der Gardisten erleichtern.» (lex/SDA)