Die italienische Haselnussproduktion kriselt. Wegen des Klimawandels, Dürre und Schädlingen hat sich die Produktion um die Hälfte reduziert.
Erwartet wird eine Produktion von 70'000 Tonnen, das entspricht rund 50 Prozent des nationalen Durchschnitts der vergangenen Jahre. Gleichzeitig haben sich die Preise der Haselnüsse verdoppelt.
Vor allem die Süsswarenbranche, die ein starker Abnehmer von Haselnüssen ist, stöhnt. Sie versorgt sich etwa aber auch billiger in der Türkei.
Der Verband der italienischen Haselnussproduzenten klagt über ein schwarzes Jahr – doch bereits 2023 und 2024 war es zu starken Ernterückgängen gekommen. Grund dafür sind zu milde Winter, starker Regen im Frühling und Dürre im Sommer, die die Ernte der 95'000 mit Haselnüssen bepflanzten Felder in den Regionen Piemont, Latium und Kampanien schwer belastet hat.
Diese Wetterlage führte dazu, dass die Haselnüsse fallen, bevor sie gereift sind. Italien liegt hinter der Türkei und vor Georgien auf Platz zwei der grössten Haselnussexporteure weltweit.
Die Asiatische Haselnusswanze ist ausserdem ein wachsendes Problem – sie schädigt Früchte und verringert sowohl Menge als auch Qualität. Viele Haselnussplantagen sind in Italien gealtert und wurden nicht rechtzeitig erneuert oder umgebaut.
Aufgrund der Ernteausfälle erhöht sich der Preis der Haselnüsse deutlich – es wird erwartet, dass die Verkaufspreise doppelt so hoch wie im Vorjahr sein könnten. Befürchtet werden Preissteigerungen für Endprodukte, insbesondere Schokolade, Nusscremes und Pralinen.
Die Hersteller könnten gezwungen sein, Preise anzuheben, warnen Experten. Gleichzeitig wächst der Anteil an importierten Haselnüssen, etwa aus der Türkei.
Die Bauern klagen über Verluste. Bei schweren Ausfällen deckt der Verkauf kaum die Produktionskosten, was viele Betriebe in wirtschaftliche Schieflage bringt.
Italien muss daher stärker auf Haselnüsse aus dem Ausland zurückgreifen. Das kann zu Abhängigkeiten führen und die einheimische Landwirtschaft schwächen, warnen Experten.
Schätzungen zufolge hängen mehr als 30'000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt an der Haselnussproduktion in Italien. Die Branche hat einen Marktwert von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr.
Die Haselnuss hat in der italienischen Süsswarenindustrie eine zentrale Bedeutung. Sie ist die Grundzutat in vielen italienischen Süsswaren, wie Pralinen, Nusscremes und Eissorten.
Der italienische Süsswarenhersteller Ferrero ist einer der weltweit grössten Abnehmer von Haselnüssen. Das Unternehmen stammt aus Alba im Piemont, einem der Hauptanbaugebiete von Haselnüssen.