Am 7. Juni wurden in einer Wohnung im australischen Canterbury, einem Vorort von Sydney, zwei tote Frauen entdeckt, die später als Asra A.* (†24) und Amaal A.* (†23) identifiziert werden konnten.
Die Leichen der Schwestern aus Saudi-Arabien lagen wohl schon rund einen Monat in der Wohnung, bevor sie von Beamten entdeckt wurden, wie die australische Zeitung «Sydney Morning Herald» berichtet. Sie wurden in getrennten Zimmern gefunden. Die Polizei war in die Wohnung eingedrungen, nach dem sich die Post im Briefkasten gestapelt hatte und die Miete nicht bezahlt worden war.
Wie die Frauen ums Leben kamen, ist unklar. Die Ermittler stehen vor einem Rätsel. «Wir hoffen, dass jemand uns unterstützen kann – entweder durch Sichtungen oder durch Personen, die die Schwestern kannten und vielleicht Informationen über ihre Bewegungen vor ihrem Tod haben», gab die zuständige Kriminalpolizistin Claudia Allcroft auf einer Pressekonferenz bekannt.
Die beiden Schwestern flüchteten aus Saudi-Arabien
Man habe mit der Familie Kontakt aufgenommen und mit Nachbarn gesprochen. Dennoch tappe man weiter im Dunkeln. Umso wichtiger sei jede auch noch so kleinste Information. «Jeder, der Kontakt zu den Mädchen hatte oder sie gekannt haben könnte oder vor ihrem Tod Kontakt mit ihnen hatte, wird dringend gebeten, sich zu melden.»
Die Umstände, unter welchen die Saudi-Schwestern starben, sind laut Polizei «verdächtig». Näher geht die Polizei aber nicht darauf ein. Die Schwestern waren 2017, im Alter von 18 und 19 Jahren, ohne ihre Familie aus Saudi-Arabien geflohen. Der Grund ist unklar.
Danach waren sie fünf Jahre lang bei einer Organisation tätig, die ausländischen Staatsangehörigen hilft, die vor Verfolgung fliehen und Asyl suchen.
Anzeige gegen Mann erstattet und wieder zurückgezogen
Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman (36) versucht seit 2017, eine gesellschaftliche Öffnung des erzkonservativen Königreichs anzustossen – auch um Touristen anzulocken. So wurden das jahrzehntelange Fahrverbot für Frauen abgeschafft und Konzerte mit Frauen und Männern im Publikum erlaubt. Allerdings wurden die Reformen von einem harten Vorgehen gegen Regierungskritiker begleitet, darunter auch Frauenrechtlerinnen.
Die Geschwister hatten nach ihrer Flucht keinen Kontakt mehr mit ihrer Familie im Heimatland. Asra A., die ältere Schwester, hatte nach der Flucht im Jahr 2018 Anzeige gegen einen 28-jährigen Mann erstattet. Diese zog sie aus noch unbekannten Gründen aber kurze Zeit später wieder zurück.
In den Monaten vor ihrem Tod wurden die beiden Schwestern zweimal von der Polizei kontrolliert. Dabei waren sie Berichten zufolge «schüchtern» und wollten zunächst niemanden in ihre Wohnung lassen.
* Namen bekannt