Am Sonntagnachmittag hat die Staatsanwaltschaft die Erlaubnis bekommen, den schwerverletzen 25-jährigen Mitarbeiter aus der Narkose zur Befragung zu wecken. Zudem wurde Miłosz S.* (28) aus Posen festgenommen. Er ist Enkel der Besitzerin des Objekts und verwaltet den Escape Room für sie.
Jetzt wurde Anklage gegen ihn erhoben. Er wird der vorsätzlichen Brandgefährdung und der fahrlässigen Tötung der fünf verstorbenen Mädchen beschuldigt, sagte Ryszard Gąsiorowski, Sprecher der Staatsanwaltschaft von Koszalin heute Abend an einer Pressekonferenz.
Mädchen feierten Geburtstag
Die Brandtragödie im Escape Room erschüttert Polen. Amelia (†15), Karolina (†15), Wiktoria (†15) und Gosia (†15) feierten am Freitag den Geburtstag ihrer Freundin Julia (†16) in einem der beliebten Spiel-Fluchträume. In diesen Escape Rooms müssen Teilnehmer Aufgaben lösen, um sich aus dem abgeschlossenen Raum zu befreien.
Doch in Koszalin bricht plötzlich ein Brand im Gebäude aus – und die Mädchen sind im Zimmer eingesperrt! Das Feuer wird offenbar durch ein Leck eines mobilen Gasheizers im Vorraum ausgelöst, giftiger Rauch dringt in die Zimmer. Die Türe ist verschlossen, der einzige Fluchtweg versperrt. Die fünf Freundinnen ersticken am giftigen Kohlenstoffmonoxid.
Starben die Mädchen in Handschellen?
«Wenn die Evakuierungsvorschriften eingehalten worden wären, hätten diese Mädchen wahrscheinlich überlebt», sagte dazu der oberste Feuerwehrmann Polens, Leszek Suski. Im Unglücksraum standen vier Szenarien zur Verfügung. Möglich ist etwa, dass die fünf Freundinnen das Spiel in Handschellen begannen und sich davon noch nicht befreit hatten.
Eine Kameradin erzählt: «Sie waren Freundinnen. Immer zusammen unterwegs. Koszalin ist klein, unser Viertel auch.» Die Facebook-Profile der fünf Opfer füllen sich derzeit mit Hunderten Kommentaren von trauernden Bekannten. «Danke, dass du mit uns warst, Engel», schreibt eine.
13 Lokale sofort geschlossen
Am Samstag füllte sich die Kirche zur Abdankung mit ebenso vielen Menschen. Auch am Rathaus trauern die Einwohner Koszalins. Eine Frage steht offen im Raum: Wie konnte dieses Unglück geschehen?
Innenminister Joachim Brudziński hat sofortige Überprüfungen der Brandschutzmassnahmen in allen 1100 Escape Rooms im ganzen Land angeordnet. Bis jetzt fanden 300 Kontrollen statt. In 129 Räumlichkeiten, also rund der Hälfte, wurden Unregelmässigkeiten festgestellt. 13 Lokale wurden sofort geschlossen. Die Besitzer der Objekte, bei denen Mängel festgestellt wurden, wurden mit Geldbussen bestraft.
*Name der Redaktion bekannt