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Pöbeleien und Drohungen – Briten drehen durch
Brexit-Zorn macht Politikern Angst

Das Brexit-Chaos verärgert die Briten dermassen, dass sie auf die Politiker losgehen. Die warnen sich gegenseitig und installieren Alarmsysteme.
Publiziert: 22.03.2019 um 19:53 Uhr
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Sicherheitskräfte müssen James Goddard (Mitte) zurückhalten. Er muss sich vor Gericht verantworten, weil er die Abgeordnete Anna Soubry bedrängt haben soll.
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Guido FelderAusland-Redaktor

Die Nerven in London liegen blank. Auf der Strasse steigt die Wut über die Politiker, welche die Brexit-Verhandlungen ins Chaos geführt haben. Parlamentarier werden dermassen angepöbelt und eingeschüchtert, dass sie sich schützen müssen.

Lindsay Hoyle (61), stellvertretender Unterhaus-Sprecher der Labour-Partei, warnt laut «Guardian» seine Kollegen davor, alleine auf die Strasse zu gehen. In einem Mail ruft er sie dazu auf, sich unbedingt nur per Taxi oder gruppenweise fortzubewegen.

Alarmsystem zu Hause

Hoyle schreibt: «Ich habe im Unterhaus noch nie eine solche Spannung erlebt und merke, dass das andere Kollegen gleich erleben.» Viele Kollegen seien schon Zielscheibe von Anfeindungen geworden. Die meisten hätten sogar solche Angst, dass sie bei sich zu Hause einen Panikknopf installiert hätten, mit dem sie im Notfall Alarm schlagen könnten.

Seit der Brexit-Abstimmung im Juni 2016 hat es wegen Belästigung, Einschüchterung oder Gewalt gegenüber Parlamentariern 16 Verurteilungen gegeben. Extremstes Beispiel war der Mord an der Labour-Abgeordneten Jo Cox (†41) durch einen Brexit-Befürworter. Ein Mordanschlag, der Rosie Cooper (68) von der Labour-Partei gegolten hatte, konnte verhindert werden.

Brexit wird verschoben

Diese Woche stand ein Mann vor Gericht, der die unabhängige Abgeordnete Anna Soubry (62), eine Brexit-Gegnerin, schikaniert hatte. Ihm wird vorgeworfen, sie verfolgt, gefilmt und mit Ausdrücken wie «Nazi» und «Verräterin» beschimpft zu haben.

Hoyle betont in seinem Mail, die Polizei sei aufgefordert sicherzustellen, dass «Abgeordnete im Parlament ohne Angst abstimmen können».

Noch immer ist kein Ende des Brexit-Chaos in Sicht. Die EU hat den Briten am Donnerstagabend eine Fristerstreckung bis mindestens zum 12. April gewährt. Gibts bis dann keine Lösung, kommts zum harten Brexit.

Die komplette Brexit-Chronologie

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seit diesem Zeitpunkt fand zwischen der EU und Grossbritannien aber auch innerhalb des Vereinigten Königreichs ein langwieriger politischer Prozess der Kompromissfindung statt. Mehrere Abgeordnete und sogar Premierminister traten aufgrund der Vertragsverhandlungen zurück. Am 31. Januar 2020 trat Grossbritannien schliesslich aus der EU aus.

BLICK zeigt die wichtigsten Stationen des chaotischen Prozesses seit dem Austrittsvotum der Briten auf.


Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seit diesem Zeitpunkt fand zwischen der EU und Grossbritannien aber auch innerhalb des Vereinigten Königreichs ein langwieriger politischer Prozess der Kompromissfindung statt. Mehrere Abgeordnete und sogar Premierminister traten aufgrund der Vertragsverhandlungen zurück. Am 31. Januar 2020 trat Grossbritannien schliesslich aus der EU aus.

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