Die Rettung der Menschen von Bord der abgebrannten Adria-Fähre «Norman Atlantic» ist am Montag nach etwa 36 Stunden zu Ende gegangen. Mittlerweile sind zehn Tote geborgen worden. Der Verbleib mehrerer Dutzend Personen ist noch unklar. Offenbar befanden sich an Bord auch blinde Passsagiere. Die Suche nach den Vermissten geht weiter.
Die Überlebenden erheben derweil schwere Vorwürfe gegen die Besatzung und die Schifffahrtsgesellschaft. «Auf dem Boot waren zu viele Menschen, mehr als hätten sein dürfen», sagte ein italienischer Passagier gegenüber Reportern vor Ort.
«Auch die Rettungsboote funktionierten nicht», so der Gerettete. Es sei nicht gelungen, sie ins Wasser zu lassen. «Die Besatzung wusste nicht, wie man eine Schiff im Notfall verlässt.» Als es dunkel wurde, seien deshalb Menschen ins Wasser gefallen.
Zusätzliche Probleme habe auch der viele Rauch auf der Fähre bereitet. Menschen seien ohnmächtig geworden. Auch von Schlägereien auf dem Schiff war die Rede.
«Eigentlich hätten wir mit einem anderen Schiff fahren sollen. Wir haben das erst im Hafen gemerkt. Als wir es gesehen haben, ist uns etwas mulmig geworden», sagte eine andere Passagierin im griechischen Fernsehen. «Auf dem Schiff gab es keinerlei Koordination. Das Personal war praktisch nicht vorhanden», sagte sie weiter.
Die Staatsanwaltschaften in Bari und Brindisi leiteten Ermittlungen wegen fahrlässigen Schiffbruchs und fahrlässiger Tötung ein. Der Eigentümer der Fähre, Carlo Visentini, sagte seine Zusammenarbeit bei den Ermittlungen zu. (bau/SDA)