Nach Beschwerden über mögliche Einflussnahmeversuche der Konservativen Partei in Zusammenhang mit der Parlamentswahl im Dezember ermittelt nun die britische Polizei. Sie gehe zwei Anschuldigungen wegen Wahlbetrugs und Amtsmissbrauchs nach, teilte die Polizei am Samstag mit.
Der Labour-Abgeordnete Charlie Falconer hatte als Mitglied im Oberhaus die Polizei in einem Brief vom Freitag aufgefordert, entsprechenden Berichten nachzugehen. Denen zufolge hätten die Konservativen von Premierminister Boris Johnson versucht, Politiker der Brexit-Partei von Nigel Farage zu überreden, ihre Kandidaturen für die Wahl zurückziehen.
Angebliche Job-Angebote als Köder
Falconers Ansicht nach warfen diese Versuche «ernsthafte Fragen über die Integrität» der Wahl am 12. Dezember auf und könnten gegen das Wahlrecht verstossen.
Farage hatte am Donnerstag angekündigt, seinen Unmut bezüglich etwaiger Jobangebote an Parteimitglieder mit der Polizei zu teilen. Er beschuldigte hochrangige Mitglieder der Konservativen, «unsere Kandidaten angerufen und ihnen Jobs angeboten zu haben, falls sie zurückziehen.»
Premier dementiert die Anschuldigungen
Die Behauptungen hatte Johnson schon am Freitag als «Unsinn» abgetan. Sicher gebe es aber Gespräche zwischen beiden Parteien, sagte er der BBC.
Zu Wochenbeginn hatte Farage überraschend angekündigt, seine Partei werde in 317 Wahlkreisen, die zuletzt von der Konservativen Partei gewonnen wurden, nicht antreten. Im britischen Mehrheitswahlrecht gewinnt der Kandidat mit den meisten Stimmen in jeweiligen Wahlkreis.
Die Brexit Party ist eine Abspaltung der einst von Farage gegründeten UK Indipendence Party (UKIP); sie existiert seit dem Januar 2019. (SDA)