Paris-Attentäter Chérif Kouachi
So wurde aus dem Rapper ein Terrorist

In seiner Jugend stand Chérif Kouachi auf schöne Frauen und Rap-Musik. Dann wurde er von einem verurteilten Islamisten radikalisiert.
Publiziert: 08.01.2015 um 15:41 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:10 Uhr
Hier rappt Attentäter Chérif
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:Hier rappt Attentäter Chérif

Am 7. September 1980 kommt im 10. Arrondissement von Paris Saïd Kouachi zur Welt. Gut zwei Jahre später, am 29. November 1982 wird sein Bruder Chérif geboren. 32 Jahre später, am 7. Januar 2015, töten sie zwölf Menschen bei einem Attentat auf die Redaktion des Satire-Magazins Charlie Hebdo in Paris.

Chérif Kouachi war nicht immer ein radikalisierter Islamist. Der Fernsehsender France 3 beschreibt Chérif in einem Beitrag als jungen Rap-Fan, der das Leben geniesst und auf schöne Frauen steht, statt regelmässig in die Moschee zu gehen. Ein Amateur-Video zeigt, wie Chérif rappt. Offenbar kiffte er auch viel. Laut französischen Medien soll er als Fitnesslehrer und Pizza-Kurier gearbeitet haben.

Chérif von verurteiltem Islamisten radikalisiert

Das änderte sich, als Chérif Farid Benyettou kennenlernt. Dem Franzosen mit algerischen Wurzeln werden Verbindungen zu Al Kaida nachgesagt. Er soll zehn junge Muslime in den Irak geschickt haben und wurde dafür zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Chérif Kouachi fühlt sich angezogen von den Ideen Benyettous. Er wird einer seiner Schüler. Er habe von Farid gelernt, dass Selbstmord-Attentate etwas Gutes seien und dass es sich lohne, als Märtyrer zu sterben, zitiert France 3 Chérif.

Chérif Kouachi wird ausgebildet, körperliches Training steht auf dem Programm und ihm wird der Umgang mit einer Kalaschnikow beigebracht. Die Zweifel, die er zunächst noch hatte, konnte Farid zerstreuen. «Ich hatte zwar Angst, aber das sagte ich nicht», sagte Chérif.

Verurteilt wegen Unterstützung einer Terrorgruppe

Polizeilich aufgefallen sind die beiden Brüder erstmals 2005. Die Polizei verhaftete die beiden bei der Zerschlagung der Dschihadisten-Rekrutierungs-Zelle «des Buttes Chaumont».

2008 wurde Chérif verurteilt: drei Jahre Haft, 18 Monate wurden zur Bewährung ausgesetzt. Er soll dabei geholfen haben, die jungen Islamisten in den Irak zu schleusen. Auch er selbst wollte offenbar via Damaskus in den Krieg ziehen. Laut France 3 hatte er sein Flugticket bereits gekauft.

Nur zwei Jahre später taucht sein Name erneut in den Polizeiakten auf. Es soll bei einem Befreiungsversuch eines inhaftierten Mitglieds einer islamistischen Gruppe geholfen haben.

Der dritte Terrorist stellte sich der Polizei

In den letzten Jahren wurde es ruhiger um die beiden Terror-Brüder. Laut verschiedenen französischen Medien seien sie nicht als «radikalisiert» aufgefallen. Der Bild-Reporter Paul Ronzheimer hat mit einem Nachbarn eines der Brüder gesprochen. «Er lebte hier mit zwei Frauen, er grüsste immer freundlich», sagt der Mann.

Der mutmassliche dritte Terrorist im Bunde stellte sich in der Nacht auf heute der Polizei. Hamyd Mourad (18) habe seinen Namen überall im Internet gelesen und so gemerkt, dass nach ihm gefahndet werde. Es handelt sich um den Bruder von Chérifs Frau. Er behauptet jedoch, er sei unschuldig und zum Zeitpunkt der Tat in der Schule gewesen. (kab)

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