Foto: Max-Planck-Institut

Pandemie soll ihren Ursprung nicht in China haben
Wird Coronavirus durch Fäkalien übertragen?

Was haben Toiletten, Abwässer, Schlachthöfe und tiefe Temperaturen gemeinsam? Es sind Orte und Bedingungen, die das Coronavirus begünstigen. Offenbar gibt es auch immer mehr Hinweise, dass das Virus nicht in China ausbrach.
Publiziert: 06.07.2020 um 03:43 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2020 um 15:24 Uhr

Das Coronavirus hat sich möglicherweise auf der ganzen Welt vorab in Abwässern befunden und tauchte auf, als die Umweltbedingungen für sein Gedeihen günstig waren. Und dieses erste Auftauchen – davon ist ein Epidemiologe der Universität Oxford überzeugt – erfolgte nicht in China.

Laut Dr. Tom Jefferson, Dozent für Evidenzbasierte Medizin an der Universität Oxford und Gastprofessor an der Universität Newcastle, gebe es immer mehr Hinweise dafür, dass sich das Virus schon an anderen Orten befand, bevor es in Asien auftauchte. Das sagte der Jefferson im Gespräch mit der britischen Zeitung «Telegraph».

Spanische Virologen gaben unlängst bekannt, dass sie Spuren von Covid-19 in Abwasserproben gefunden hatten, die im März 2019 gesammelt wurden, rund neun Monate bevor die Infektionskrankheit in China auftrat. Italienische Wissenschaftler haben auch in Abwasserproben in Mailand und Turin ab Mitte Dezember Spuren des Virus gefunden, viele Wochen vor dem ersten bestätigten Fall in China. Offenbar wurden auch in Brasilien schon im November Spuren des Virus gefunden.

Der anerkannte britische Epidemiologe Tom Jefferson ist überzeugt, dass die Corona-Pandemie nicht in China ausbrach.
Foto: Universität Oxford
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Ökologie von Covid-19

Jefferson ist der Ansicht, dass viele Viren auf der ganzen Welt schlummern und unter günstigen Bedingungen auftauchen. Das bedeute auch, dass sie so schnell verschwinden können, wie sie erscheinen. «Wo», fragt Jefferson, «ist Sars geblieben? Es ist einfach verschwunden».

Der Epidemiologe verweist auf einen Corona-Fall Anfang Februar auf den Falkland-Inseln. Offenbar fuhr ein Kreuzfahrtschiff vom Inselgebiet Südgeorgien nach Buenos Aires. Die Passagiere wurden untersucht. Nach acht Tagen gab es den ersten bestätigten Fall. Es werde vermutet, so Jefferson, dass das Virus in tiefgefrorenem Essen schlummerte und beim Auftauen aktiviert wurde.

Man müsse «damit beginnen, die Ökologie des Virus zu erforschen, um zu verstehen, wie es entsteht und mutiert: «Vielleicht sehen wir ein ruhendes Virus, das durch Umweltbedingungen aktiviert wurde.»

Riesige Mengen des Virus in Abwässern

Jefferson ist überzeugt, dass das Virus durch die Kanalisation oder gemeinsam genutzte Toiletten übertragen werden kann, nicht nur durch Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten und Niesen ausgestossen werden. Dabei sei hervorzuheben, dass sich viele Ausbrüche in Lebensmittelfabriken, Schlachthöfen und Fleischverpackungsbetrieben ereignen würden. Das könne «wichtige neue Übertragungswege aufdecken».

Möglicherweise handelt es sich bei den Infektionsherden um gemeinsame Toiletten in Verbindung mit kühlen Bedingungen, die das Virus gedeihen lassen. Es gebe mittlerweile viele Beweise, dass riesige Mengen des Virus in Abwässern überall auf der Welt zu finden seien. Es gebe auch immer mehr Beweise für fäkale Übertragungen.

Die höchsten Viruskonzentration werden offenbar gemessen, wo das Abwasser vier Grad hat, was die ideale Temperatur ist, bei der es stabil bleibt und vermutlich aktiviert wird. Fleischverpackungsbetriebe würden oft vier Grad aufweisen. Orte mit viel Fleisch und isolierte Ausbrüche passen nicht in die Atmungstheorie, so Jefferson. Sie passen zu Unsauberkeit und Menschen, die sich nicht richtig die Hände waschen. (kes)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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