Im Fall des neunjährigen Jungen, der von seiner Mutter mehreren Männern im Internet angeboten und gegen Bezahlung vergewaltigt wurde, hat die Polizei auch einen 37-jährigen Schweizer festgenommen. Der international gesuchte Tatverdächtige ging den Ermittlern nur zufällig ins Netz, bei einer Polizeikontrolle in Österreich klickten die Handschellen. «Obwohl der Schweizer in Österreich gefasst wurde, gehen wir nicht davon aus, dass er die Flucht antrat», sagte der Freiburger Oberstaatsanwalt Michael Mächtel dem BLICK.
Der Pädophilen-Fall in Deutschland schockt die Ermittler
Die Tat erscheint noch immer unglaublich. Wie eine Ware soll der kleine Junge von seiner 47-jährigen Mutter angeboten worden sein: für perverse Spiele, für jeden, der zahlt. Immer wieder reisen pädophile Männer in den Raum Freiburg. Was sie dem Neunjährigen seit 2015 angetan haben sollen, macht selbst erfahrene Ermittler sprachlos.
Schier endlos müssen dem Opfer seine Qualen vorgekommen sein. Niemand hilft zunächst, niemand will das Leid des Schülers mitbekommen haben. Erst nach einem anonymen Hinweis kann das Martyrium des Jungen im vergangenen Herbst beendet werden.
Das eigene Kind beschützen, umsorgen, bedingungslos lieben: Was für viele Mütter selbstverständlich ist, scheint der 47-Jährigen fremd. Auch die Frau lebt nach Angaben der Ermittler ihre schmutzigen Fantasien an ihrem Jungen aus - zusammen mit ihrem zehn Jahre jüngeren Partner. Der Mann ist einschlägig vorbestraft.
Beide sollen das Kind sexuell misshandelt sowie Männern aus dem In- und Ausland für Vergewaltigungen überlassen haben. Für mehrere tausend Euro konnte man das Opfer buchen, auch für mehrere Tage.
Der Junge wurde Pädophilen gegen Geld angeboten
«Das Kind wurde im Internet europaweit angeboten für sexuelle Handlungen gegen Geld», sagt der Sprecher der Freiburger Staatsanwaltschaft, Michael Mächtel. Seine Behörde hat den Fall mit den erschreckenden Dimensionen am Donnerstag öffentlich gemacht.
Insgesamt wurden acht Personen festgenommen, darunter die Mutter und ihr Lebensgefährte. Alle Verdächtigen befinden sich in Untersuchungshaft. Es werde nun untersucht, ob es weitere Taten gebe, sagte die Polizeisprecherin.
Einige der Verdächtigen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Freiburg wegen schwerer Misshandlung von Kindern vorbestraft. Die Mutter und ihr zehn Jahre jüngerer Lebensgefährte sollen das Kind gemeinsam sexuell misshandelt und anderen Männern gegen Geld angeboten haben. Dafür kassierten sie jeweils mehrere tausend Euro.
Für die widerwärtigen Deals nutzen die Verdächtigen unter anderem das sogenannte Darknet, wie das Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart erklärt. Das ist ein verborgener Teil des Internets – womöglich blieben die Taten deshalb so lange unentdeckt.
Der Junge wurde zwei Jahre lang vergewaltigt
Angeboten wurde der Junge wie Ware, so die Ermittlungen. Buchen, zahlen, vergewaltigen. Wie auch der in der Schweiz wohnhafte Tatverdächtige reisten die Männer von weiter her in den Grossraum Freiburg an, um die Verbrechen zu begehen – teilweise mehrere hundert Kilometer, so Staatsanwalt Michael Mächtel. Ihre perversen Taten zwischen 2015 und Herbst 2017 sollen die Täter auch gefilmt haben.
Auf den Fall waren die Ermittler den Angaben zufolge erstmals im vergangenen September durch einen anonymen Hinweis gestossen. Damals begannen die Ermittlungen, der Junge ist seither in staatlicher Obhut und wird betreut. Zuvor habe es keine Hinweise gegeben. Die Mutter ist den Angaben zufolge strafrechtlich bislang nicht in Erscheinung getreten. Die Frage, ob das Jugendamt einen Blick auf die Familie hatte, bleibt am Freitag unbeantwortet.
Nach Angaben des LKA handelt es sich um den schwerwiegendsten Fall von sexuellem Missbrauch von Kindern, den die Behörde jemals bearbeitet hat. Die Männer, die in Untersuchungshaft sitzen, seien 32 bis 49 Jahre alt. Neben dem Tatverdächtigen aus der Schweiz stammen sie den Ermittlern zufolge aus der Nähe von Freiburg, aus Schleswig-Holstein und Spanien.
Immer wieder stossen deutsche Ermittler auf systematischen sexuellen Missbrauch, der vor allem über das Internet verabredet wird. Im vergangenen Jahr war die Polizei gegen die europaweit grösste Kinderporno-Plattform «Elysium» vorgegangen. Opferschutzverbände verlangen, dass der Kampf gegen Kindesmissbrauch verschärft wird. Sie fordern unter anderem mehr Ermittler. (kin)